Vor vier Wochen habe ich im dichten Schneegestöber am Niederrhein ein “Vorfahrt achten”-Schild übersehen und dem mir entgegenkommenden Fahrzeug in der abknickenden Vorfahrt selbige genommen. Soweit so gut, keine Person kam zu Schaden, alles ist glimpflich abgelaufen – schließlich ist man für solche Fälle versichert.
Am letzten Samstag habe ich den Wagen wieder in Empfang genommen und mir dabei die Rechnung zeigen lassen, auch wenn die Versicherung die Kosten übernimmt. Aus meiner privaten Krankenversicherung bin ich es gewohnt, dass alle Rechnungen zunächst an mich gehen und ich diese dann bei der Versicherung einreiche. So sehe ich, welche Behandlungen wie teuer sind – und seien sie noch so klein. Ich habe mir diese Angewohnheit auch für andere Rechungen bewahrt, die eine Versicherung zahlt. Mit Erschrecken musste ich feststellen, dass die Reparatur eines Kotflügels, einer Tür und der vorderen Verkleidung alles in allem fast 7.000,- Euro gekostet hat. Zum Vergleich: mein letztes Fahrzeug, bevor ich mir das aktuelle Auto finanziert habe, hat mich 6.000,- Euro gekostet.
Nachdenklich bin ich nach Hause gefahren. Wo sind die Zeiten geblieben, in denen man Sachen lieber repariert hat, als sie neu zu kaufen? Bei einer so hohen Summe wäre mir – unversichert – sicherlich die Idee attraktiv vorgekommen, einfach ein neues Auto zu kaufen. Sicherlich nicht das krasseste Beispiel, aber wir alle kennen die Geschichte der Drucker, bei denen eine neue Farbpatrone teurer ist als ein neuer Drucker und ähnliches.
Meine Mutter erzählte mir vor kurzem, dass sie seinerzeit als Weihnachtsgeschenk die gleiche Puppe einfach noch einmal bekam, die ein Jahr zuvor schon unterm Tannenbaum lag. Gerne möchte ich solches Verhalten auch pflegen und meinen Sohn nicht in diese ewig lange Konsumspirale rutschen lassen. Doch fällt es mir mit zunehmenden Alter des Kindes immer schwerer, nicht auf die glänzenden Augen an der Supermarktkasse zu achten, wenn schon gesundes Obst im Einkaufswagen liegt.
Ich hoffe, dass sowohl die Menschen in meiner Umgebung als auch die Wirtschaft insgesamt wieder lernt, neben “Teilen ist das neue Haben” auch wieder Werte, wie Nachhaltigkeit und Reparaturfähigkeit als wichtige Eigenschaften vom Waren zu erkennen. Nicht nur für die Umwelt, sondern vor allem zum Wohl unserer Kinder.