Reform des Verfassungsschutzes ist verfassungswidrig

Veröffentlicht am von unter Das Neueste, Hauptausschuss (A05), Homepage, Innenausschuss (A09), Pressemitteilungen.

Zur gemeinsamen Anhörung von Haupt- und Innenausschuss zum „Gesetzentwurf zur Neuausrichtung des Verfassungsschutzes in Nordrhein-Westfalen“ erklären Frank Herrmann, Obmann im Innenausschuss, und Dirk Schatz, Innenpolitischer Sprecher der Piratenfraktion im Landtag NRW:

Der vorliegende Gesetzentwurf wurde als großer Wurf angekündigt – beim näheren Hinschauen, ist er aber noch nicht mal ein kleiner Sprung in die richtige Richtung. ‚Note 6 – setzen‘, würde es in der Schule heißen! Weiterlesen »

Verfassungsschutz an unseren Schulen? Nein, danke!

Veröffentlicht am von unter Das Neueste, Hauptausschuss (A05), Homepage, Innenausschuss (A09), Pressemitteilungen.

Anlässlich der Öffentlichen Anhörung des Hauptausschusses und des Innenausschusses des Landtags NRW zum Gesetzentwurf zur Neuausrichtung des Verfassungsschutzes, am Donnerstag, 02.05.2013, 10 Uhr, im Plenarsaal des Landtags nehmen Sie bitte folgendes Pressestatement der Piratenfraktion zur Kenntnis:

Verfassungsschutz an unseren Schulen? Nein, danke!

Der Verfassungsschutz hat in den vergangenen zwei Jahren über 360 Veranstaltungen zur „Sensibilisierung und Aufklärung der Öffentlichkeit mit Bezug zu Themen des Verfassungsschutzes“ ausgerichtet. Das hat Innenminister Jäger auf unsere Kleine Anfrage geantwortet. Das Problem dieser Einflussnahme durch den Verfassungsschutz auf Bildungsinhalte für Schüler: Es fehlt an der pädagogischen Kompetenz und einer rechtlichen Grundlage. Weiterlesen »

Redetext Demo Bestandsdatenauskunft 27.04. in Bottrop

Veröffentlicht am von unter Persönliche Blogposts.

bda2Bestandsdatenauskunft nennen sie es. Das klingt harmlos, fast lieblich. Das klingt nach der freundlichen Dame von der Auskunft, die Dir weiterhilft, wenn Du mal nicht weiterweißt. Bestandsdaten, das klingt nach harmlosen Informationen, die ohnehin öffentlich sind.

Das ist natürlich Absicht. Das soll verharmlosen, was es wirklich ist: Ein Frontalangriff auf unsere Privatsphäre, auf den Datenschutz und unsere Meinungsfreiheit. Es ist ein feuchter Traum von Sicherheitspolitikern und Terrorparanoikern. Ausgedacht in der Hölle der Überwachungsindustrie. Einen großen Schritt weiter zum transparenten Bürger, zum Schüffelstaat.

Eigentlich müsste es so heißen: Überwachungsschnittstelle.

Denn es ist eben keine Auskunft, sondern eine Schnittstelle, auf die diverse Behörden einfach so zugreifen können, ohne dass eine Kontrolle, eine Schranke vorgesehen ist. Es können Behörden wie Bundesnachrichtendienst, Bundeskriminalamt, Militärischer Abschirmdienst, Verfassungsschutz, Polizei und Zollfahndung ungehemmt Daten abfragen – ohne dass die Betroffenen davon erfahren,
ohne dass ein schwerer Verdacht vorliegen muss, meist ohne Richtervorbehalt und ohne dass ein Mensch davon etwas mitbekommt.

Es reicht schon eine Ordnungswidrigkeit als Begründung, ein geringster Verdacht – einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen zu sein, und Du wirst durchleuchtet. Das macht jeden Bürger zum Generalverdächtigen, das stellt die Unschuldsvermutung auf den Kopf.

Eine automatisierte Schnittstelle wird zur Verfügung gestellt – zusammen mit den vielen anderen verknüpften Datenbanken ist die Analyse von Menschen demnächst auf Knopfdruck möglich.

Das INDECT-Projekt zur automatischen Überwachung von Menschen in der Öffentlichkeit bekommt hiermit eine neue Bedeutung. INDECT angeschlossen an die automatisierte Bestandsdatenauskunft führt zu einer ganz neuen Dimension von Überwachung, die sich George Orwell nicht schlimmer hätte ausdenken können. Wer sich in der Öffentlichkeit auffällig im Sinne der INDECT-Parameter bewegt, löst damit den Verdacht automatisch aus, der den Zugriff auf seine digitale Privatsphäre rechtfertigt – wiederrum vollautomatisch.

Und welche Daten da abgefragt werden dürfen hat es in sich. Neben den üblichen Adressdaten, Geburtsdatum, Telefonnummern, Bankkonten auch die PIN Deines Mobiltelefons und die Passwörter von Emailaccounts oder sozialen Netzwerken wie Xing, Facebook, Twitter oder Google.

Wer kommt auf die dämliche Idee, Passwörter herausgeben zu müssen? Passwörter müssen aus Sicherheitsgründen verschlüsselt gespeichert werden. Eine Herausgabe von Passwörtern erfordert aber die Speicherung im Klartext. Damit explodiert das Risiko bei Angriffen von aussen, dass Passwörter von Hackern gelesen werden können. Ein datenschutztechnischer Alptraum.

Auch Passwörter zu Cloud-Diensten können einfach abgefragt werden. Damit ist der Zugriff auf alle Dokumente möglich, die da gesichert sind, egal ob privat oder nicht.

Nutzer von IP-Adressen müssen ebenfalls herausgegeben werden. So ist es in Zukunft automatisch möglich, deine digitale Spur im Internet zu verfolgen und einen Zugriff im Web Dir zuzuordnen.
Ein Richtervorbehalt ist nicht vorgesehen. Eine digitale Privatsphäre gibt es dann nicht mehr.

Das gilt übrigens auch für Telefonnummern: Es kann vollautomatisch jeder identifiziert werden, der irgendwo anruft oder irgendeine Webseite aufruft. Das ist der Todesstoß der Meinungsfreiheit, wenn man sich nicht mehr informieren und äußern kann, ohne sofort automatisch identifiziert zu werden.

So kann dann die jeweilige Behörde dein gesamtes digitales Leben ausschnüffeln: deine Emails, deine Direktnachrichten bei Twitter und Facebook, deine in der Cloud gespeicherten Dokumente, deine SMS auf deinem Telefon, deine gesamte digitale Kommunikation. Und das Ganze ohne dass Du es merkst, ohne dass Du etwas Schlimmes angestellt haben musst.

Damit können Plattfüße und Schlapphüte ihre schmierigen Finger in deine Privatsphäre stecken, so tief in dein digitales Leben wie noch nie zuvor, und so einfach wie nie zuvor. Das ist ungeheuerlich.

Der Verfassungsschutz kann auf die Daten ohne Angabe eines Grundes zugreifen. Wie kann man nur auf die bescheuerte Idee kommen, dem Verfassungsschutz ebenfalls Zugriff zu geben – der Behörde, die in der NSU-Affäre so grandios versagt hat? Warum soll man den Leuten vertrauen, die mit ihrem V-Mann-Geld die rechte Szene finanziert haben? Warum vertraut man einer Behörde, die durch ihre Verstrickungen den Tod vieler Menschen nicht verhindert hat? Das ist absurd. Der Verfassungsschutz unterliegt überhaupt keiner effektiven Kontrolle. Dem Verfassungsschutz soll man nicht noch mehr Rechte geben – den Verfassungsschutz müsste man auflösen!

Und wo wir bei der Verfassung sind: Dieses Gesetz ist verfassungswidrig! Das Bundesverfassungsgericht verlangt, dass Eingriffe in die Telekommunikation dieser Art auf Einzelfälle beschränkt sein sollen. Es muss eine konkrete Gefahr vorliegen. Und es muss die Verhältnismäßigkeit gewahrt bleiben.

Darum kümmert der Gesetzgeber sich einen Dreck. Diese Schnittstelle wird massenhaft benutzt werden, bei kleinsten Anlässen und Verdachten. Verhältnismässigkeit? My ass!

Das sogenannte Bestandsdatenauskunftsgesetz wurde im Deutschen Bundestag am 21.03 beschlossen. Die Debatte fand wieder spät in der Nacht statt, nur eine halbe Stunde Zeit nahm man sich dafür, und wieder waren nur wenige Abgeordnete anwesend. Man erinnert sich, das katastrophale Meldegesetz wurde unter ähnlichen Umständen durchgewunken. So wenig Zeit, so wenig Aufmerksamkeit widmet der Bundestag unseren Grundrechten.

Sie opfern unsere Privatsphäre ihrem Sicherheitswahn. Dabei weiß jeder: Freiheit stirbt mit Sicherheit. Freiheit schützt man nicht, indem man sie abschafft.

Wir appellieren an jeden redlichen Politiker: Verhindern sie dieses Gesetz! Widersprechen sie im Bundesrat! Stoppen sie den Ausverkauf unserer Grundrechte!

Wir fordern: Legen Sie diese Überwachungsschnittstelle schnell wieder ad acta. Weg mit der Bestandsdatenauskunft! Weg mit der automatisierten Überwachung! Für ein Recht auf Privatsphäre und Anonymität! Für Freiheit statt Angst!

Wir zweifeln am Erfolg der Ausstiegsprogramme beim Verfassungsschutz

Veröffentlicht am von unter Das Neueste, Homepage, Innenausschuss (A09), Pressemitteilungen.

Der Aussage von Innenminister Ralf Jäger „die Aussteigerprogramme des Verfassungsschutzes haben sich bewährt“ steht die Piratenfraktion äußerst kritisch gegenüber.

Frank Herrmann, Obmann im Innenausschuss:

„Wir können leider nicht eruieren, ob die Angaben der Regierung zur Erfolgsquote des Ausstiegsprogramms des Verfassungsschutzes stimmen, denn es gibt bislang keine unabhängige und wissenschaftliche Evaluierung des Programms. Weiterlesen »

Ausstiegsprogramme des Verfassungsschutzes ohne Know-how und Transparenz

Veröffentlicht am von unter Innenausschuss (A09), Persönliche Blogposts.

Die Meldungen über ein mögliches Ende des renommierten und erfolgreichen Ausstiegsprogramms EXIT und die Ankündigung des Verfassungsschutzes, ein Ausstiegsprogramm für Salafisten in NRW einzurichten, haben uns veranlasst, zwei kleinen Anfragen zum bereits existierenden Ausstiegsprogramm für Rechtsextreme zu stellen. In den Antworten spricht die Regierung von 131 erfolgreichen Ausstiegen aus der rechtsextremen Szene. Seit 2001 wurden 256 ausstiegswillige Personen betreut, damit war dieser Angabe zufolge etwa die Hälfte der Ausstiege erfolgreich. Weiterlesen »

With Ines’ Eyes 02-2013

Veröffentlicht am von unter Persönliche Blogposts.

Hier ein neues “With Ines’ Eyes”. Meine Mitarbeiterin Ines schreibt ihre Gedanken zur vergangenen Woche aus ihrem Blickwinkel auf. Unzensiert und ohne Furcht vor Sanktionen…

So Freitag, die Woche geschafft, wieder Zeit was zu schreiben…

Inhaltlich war diese Woche die anstehende Änderung des Verfassungsschutzgesetzes mein persönliches Highlight! Hierzu wird es demnächst eine Anhörung von Experten geben und ich kann euch sagen, dass hierzu von unserer wissenschaftlichen Referentin einiges erarbeitet wurde.

Diese haben wir im AK5 besprochen. Der Hintergrund sowie auch einige Urteile des Bundesverfassungsgerichts haben wir besprochen und auch noch einmal die Wichtigkeit und Auswirkungen der anstehenden Änderung angesprochen.

Generell war es meine erste Wochen nach zwei erholsamen Wochen Osterurlaub. Und kaum bin ich wieder da läßt Chef die Bombe platzen, er kandidiert für den Landesvorstand. Zumindest könnte man meinen, dass es eine Bombe war, denn die Reaktionen waren breit gefächert und auch die Presse zeigte Interesse.

Es gab die einen, die sich aufregten, weil sie Trennung von Amt und Mandat auch weiter für ein gutes Konzept halten und die anderen, die sich freuten, weil sie Michele für eine geeignete Person halten. Und dann gab es noch die, die sich einfach aufregten, weil er natürlich irgendwie “falsch” bekannt gegeben hatte, dass er kandidieren wird.

Nun aus meiner Sicht kann ich sagen, dass ich Michele gerne im Vorstand wiederfinden würde. Ich sehe ihn jeden Tag viele Stunden für die Ziele der Piraten arbeiten, 5 Tage die Woche. Er hat auch meiner Ansicht nach ein Fell, das dick genug ist, mit der in unserer Partei leider vorherrschenden  katastrophalen Kritikkultur umzugehen.

Trennung Amt und Mandat… Nun ja, ehrlich gesagt, sehe ich da kein Problem. Ich denke sogar, dass es einen Vorteil bringen würde.

Egal, welcher Meinung man nun ist, es gab zumindest vorrübergehend einen kleinen Hype. Aber, wie die meisten Dinge, ging auch dies schnell wieder vorüber.

Ich möchte nun auch ein Thema ansprechen, dass mir schon lange am Herzen liegt und worüber wir hier auf den Fraktionsfluren schon oft geredet habe. Da es etwas heikel ist und sich der ein oder andere wohl in der Vergangenheit auf den Schlips getreten gefühlt hat, habe ich lange überlegt, ob ich hier überhaupt dazu was schreiben sollte. Aber da auch viele meiner Kollegen unter der Situation leiden, schreibe ich nun also etwas dazu:

Rauchen im Landtag

Wir haben hier im Landtag, wie wohl in den meisten öffentlichen Gebäuden eine eindeutige Regelung, die besagt, dass das Rauchen im Haus nicht gestattet ist. Das gilt für alle Flure und alle Büros, egal, wer sie besetzt.
Nun halten sich leider nicht alle an diese Regelung. Wieso, weiß ich nicht. Vielleicht, weil sie das Gefühl haben, dass es niemanden stört. Aber das tut es. Darüber wurde nun auch gesprochen, nicht mit allen aber mit manchen. Es gab sogar eine “Zettelaktion”, bei der der entsprechende Teil der Hausordnung an die Büros geklebt wurde. Und auch, wenn ich daran nicht beteiligt war, möchte ich sagen, dass ich das gut fand. Die Zettel hingen überall und nicht nur an den Büros der Raucher. Ich persönlich hatte daher das Gefühl, dass man explizit darauf verzichtet hat, einzelne anzuprangern oder anzuschwärzen.

Leider haben das nicht alle so gesehen. Einige fanden sich zu Unrecht in eine Debatte mit reingezogen oder beschuldigt. Das möchte ich niemandem absprechen aber da ich nicht rauche, habe ich mich weder falsch angesprochen noch beschuldigt gefühlt.

Nichtraucherschutz ist ja auch parteiintern durch das neue Nichtraucherschutzgesetz in den letzten Monaten Thema gewesen und ich weiß, dass sich einige in ihrer Freiheit als Raucher eingeschränkt sehen.

Hier in diesem konkreten Fall sehe ich aber ein Problem grundsätzlicher Natur. Denn es gibt im Landtag klare Vorschriften. Diese gewähren aus meiner Sicht, dass jeder die Möglichkeit hat in einem Umfeld zu arbeiten, in dem er sich wohl fühlt. Da geht die Freiheit des einzelnen immer nur so weit, wie die des anderen dadurch nicht beschränkt wird.

Des Weiteren denke ich auch, dass man sich an solch grundlegende Regeln des Zusammenlebens halten sollte.

Der Geruch von Zigarettenqualm ist über die Flure und je nach Lage auch immer wieder in manchen Büros zu riechen. Unter anderem sogar in meinem und Michele ist Nichtraucher und hat auch bisher nie jemanden dazu eingeladen oder erlaubt dies in unserem Büro zu tun.

Dies stört mich. Und ich weiß, dass es viele andere auch stört.

Ungeachtet der Tatsache, dass der ein oder andere die Hausordnung nicht mag, so haben wir uns doch alle dazu verpflichtet hier gemeinsam zu arbeiten.  Ich möchte mich also darauf verlassen können, dass die Regeln auch eingehalten werden.

Und einen schlechten Eindruckt macht es ohnehin, wenn hier Teile der Flure nach abgestandenem, kalten Rauch riechen.

Ich habe mich absichtlich dazu entschlossen, dass ich niemanden beim Namen nenne. Ich möchte niemanden vorführen. Aber nach der letzten Aktion gab es offenbar die ein oder andere (Trotz-)Reaktion.

Es ärgert mich auch, dass nun ich hier offenbar Rücksicht nehmen muss auf Menschen, die sich nicht an die Regeln halten. Ich habe mich nicht schuldig gemacht und ich finde, es ist ganz klar, dass der, der das Problem verursacht auch der ist, der sein Handeln anpassen muss und nicht der, der ihn darauf aufmerksam macht.

Man muss nicht mit dem Kopf durch die Wand aber da das Problem seit einer Weile bekannt ist, denke ich auch nicht, dass ich Samthandschuhe anziehen muss. Also erlaube ich mir diesen Beitrag.