War: Warum die SMV-Ablehnung kein Weltuntergang ist Ist: Eine Ablehnung wäre kein Weltuntergang

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Vorab: Ich habe in der Abstimmung 5 von 6 möglichen Kreuzen gemacht, obwohl ich große Bedenken habe. Ich will eine SMV, aber ich will sie nicht um jeden Preis und ich will vor allem, dass sie, wenn wir sie bekommen, nicht vor die Wand fährt so wie Liquid Feedback.

Um klare Worte zu finden, das haben wir verkackt, wir die wir die SMV wollen, haben das verkackt und zwar episch. Es gab 2 zentrale Punkte, weswegen das abgelehnt wurde, der klarste Punkt, waren die Delegationen und an der Stelle müssen wir uns einfach mal an die eigene Nase fassen. Wir haben es nicht nur nicht geschafft, den „Gegnern“ zu vermitteln, dass Delegationen wichtig und richtig sind, wir haben es viel wichtiger, auch nicht geschafft, liquid Feedback, _vor_ dieser Abstimmung in die richtige Richtung zu bewegen.

Ich will und bestehe auf Delegationen, Delegationen sind für mich elementar, ich will mir Leute suchen können, bei denen meine Stimme zu bestimmten Themen einfach besser aufgehoben ist, als bei mir. In der Fraktion delegiere ich meine Stimme nicht direkt, aber sehr wohl indirekt, indem ich bei den Anträgen der anderen Fraktionen sehr oft einfach nach der, vom Fachpolitiker, den die Anträge betreffen, abgegebenen Beschlussempfehlung Stimme und im Prinzip delegiere ich damit meine Stimme an ihn. Das tue ich zwar nicht immer, sondern nur grundsätzlich. Immer dann wenn ich eine eigene Meinung dazu habe, stimme ich so ab, wie ich es für richtig halte und sehr oft, deckt sich das auch einfach mit der Empfehlung des Fachpolitikers.

Prinzipiell halte ich dazu fest, wenn ich mich nicht ausreichend mit etwas beschäftigt habe, delegiere ich meine Stimme an den Fachpolitiker und genau das Recht will man mir nehmen, wenn man darauf besteht Delegationen in der SMV nicht zu haben? Auf dem Parteitag reden wir über unser Abstimmverhalten und wenn ich nicht ausreichend informiert bin, verlasse ich mich auf meine Kollegen. Und genau das Recht will man mir für die SMV nehmen? Das ist absurd.

Wenn auf dem Parteitag ein SÄA041 auftaucht, der in der Überschrift sagt: „Die Schnuffel SMV mit geheimer Abstimmung und ohne Delegationen..“ und im Antragstext dann sagt „Der Bundesparteitag tagt daneben online und nach den Prinzipien von Liquid Democracy..“ dann weiß ich, wir haben versagt, unseren Mitgliedern Grundlagen über Liquid Democracy mitzugeben, vor allem wenn man bedenkt, dass derlei grober Unfug dann auch noch über 30% bekommt. Um das Mal klar zu sagen, es gibt keine Liquid Democracy ohne Delegationen.

Ich schreibe den Artikel mal fertig, auch wenn ich gerade von den Ereignissen überholt werde, der Parteitag hat gesprochen „Wir sind nicht intelligent genug für approval“ und will die Wahl jetzt erneut versuchen, nur irgendwie anders 🙂

Was ich nach einer nun weniger wahrscheinlich werdenden Ablehnung der SMV will: Macht euch ans LQFB, ändert insbesondere den Verfall von Delegationen und das Berichtswesen des Systems. jeder Nutzer muss damit konfrontiert werden, wie seine Stimme benutzt wurde, er muss das Pflichtgefühl entwickeln, seine Delegationen auch zu überdenken. Er muss ferner die Pflicht haben, seine Delegationen aktiv zu erneuern. Über den Zeitraum können wir gerne schreiten, aber eine Anmeldung ist kein Grund, eine Delegation zu erneuern.

Der User soll jeder Zeit sehen können wo seine Stimme benutzt wird, wo er Mehrheiten beschafft, wo er das Quorum hebt und wo wie mit seiner Stimme abgestimmt wurde. Das System muss dem user vor Augen halten, wofür er steht und ihn dazu auffordern, seine Delegation zu überdenken. Mitmachpartei bedeutet aus meiner Sicht eben einen Mindestanspruch ans Mitmachen und nicht nur alle 3 Monate anmelden.

Ich erwarte zudem, dass die wichtigen Diskussionen über Delegationen geführt werden. Ich erwarte, dass man den Usern auch erklärt, was ich seit Jahren sage: „Politik machen ist ohne Spezialisierung nicht zu leisten und das bedeutet dann auch wenn es schwer fällt, anderen Spezialisten zu vertrauen“.

Wichtig ist zudem noch ein Punkt: nachvollziehbar und geheim gehen nicht zusammen, das ist schlichter Fakt. Geheime Abstimmungen und Personenwahlen sind für mich damit auf gar keinen Fall online zu erledigen. period.

Ich nehme jetzt mal den Kopfhörer ab und schaue, dass ich mit meiner Stimme doch dafür Sorge trage, dass wir das mit der SMV noch beschließen 🙂

 

Nachtrag: Der Tenor ist während der Versammlung ein wenig verloren gegangen. Die Ablehnung ist deswegen kein Weltuntergang, weil ich der Überzeugung bin, dass diese Partei eigentlich eine SMV will. Sie ist sich nur nicht einige darüber, wie diese SMV aussehen soll und das führt nunmal zu Problemen beim Approval, weil viele einfach nicht einsehen, bei der zweitbesten Lösung auch ein Kreuz zu machen. Zudem gibt es Menschen wie mich, die die SMV wollen, aber das Wie für wichtiger halten, als die pure Aussage ob. Ich habe mich zwar dafür entschieden, heute dafür zu stimmen, aber es dürfte durchaus noch einiges an Potential herumliegen, weil das Wie nicht geklärt ist. Die SMV wäre daher selbst mit einer Ablehnung heute, nicht vom Tisch.

Und noch kurz zu der Frage die ich kommen sehe: Warum ich mich für die SMV ausgesprochen habe, ich will das Thema im Wahlkampf nicht im Weg haben. Ich will die SMV sowieso und wir werden sie ohnehin nicht vor der Wahl umsetzen können. Es bleibt also für das Wie noch Zeit bis nach der Wahl. Als Signal ist das Ob aber eben auch wichtig für die Wahl.

 

Nachtrag2: Ein Rant

Ich will eine SMV, ich will, dass die Piraten vorweg gehen, ich will, dass wir das ausprobieren, ich will dass die SMV ein Erfolg wird, ich will das wirklich sehr. ABER: Warum zum Henker musste das auf diesem Parteitag laufen? Warum geht für einige die Welt unter, wenn wir die SMV nicht sofort(!) umsetzen? Warum wird das Ding so aufgebauscht, als gäbe es ohne die SMV kein Morgen mehr? Warum sind die Hardcore-SMV-Freaks so rücksichtslos und debil, damit den Parteitag, der sich um Programm kümmern sollte, streckenweise lahm zu legen? Warum müssen sie nach den verlorenen Abstimmungen andere anpöbeln? Und vor allem, warum sind sie nicht in der Lage, sich einzugestehen, dass sie selber auf dem Weg dahin Fehler gemacht haben.

Wie ich zuvor schon beschrieben habe, gibt es einigen Gründe sich an die Nase zu fassen und kaum einen, den Ablehnern etwas vorzuwerfen. Wir haben es schlicht nicht geschafft, Bedenken zu nehmen, wir haben uns nicht die Zeit genommen, in LQFB aufzuzeigen, dass das Problem der Superdelegierten in den Griff zu bekommen ist und was ich absolut fatal fand, die, die es extrem voran treiben wollten, haben, statt die Bedenken ernst zu nehmen, die, die sie vorbrachten verhöhnt. Das ist unsäglich, allein dafür verdienten die Anträge eine Ablehnung. Das ist nicht, was wir unter Politik verstehen wollten.

Und zu guter Letzt, es wird ein Reigen von Anträgen in die Versammlung gespült, ein bunter Strauß von unterschiedlich ausgerichteten Anträgen, damit letztlich _irgendwas_ durchgeht, oder mit anderen Worten, es gibt kein Konzept, es gibt keinen ausreichenden Austausch im Vorfeld, es gibt kein aufeinander zugehen, es gibt stattdessen ein Antragsstakkato, das suggerieren soll, es ist keine Frage ob wir das machen, sondern wie wir das machen und auch wenn ich das selber so sehe, ist es schlicht das falsche Signal an die, die Bedenken haben, es ist ganz im Gegenteil eine Frechheit, zu versuchen, das durchzudrücken, ohne auf die Gegenargumente jemals auch nur eingegangen zu sein.

Ich wiederhole daher meine Forderungen und präzisiere sie:
Superdelegiere und Kettendelegationen: Wir müssen zeigen, dass das durchbrochen werden kann. Dafür ist es notwendig, dass die Delegationsregeln verändert und das Berichtswesen verbessert wird. Delegationen müssen nach Zeitraum x verfallen und sie dürfen nicht durch einen schlichten Login reaktiviert werden. viel mehr, müssen sie komplett neu gesetzt werden. Ja, das ist mehr Aufwand für die Delegierenden, aber in einer Mitmachpartei darf das Mitmachen verdammt nochmal nicht darauf reduziert werden, sich alle 3 Monate einmalig in ein System einzuloggen und auch das muss man den Mitgliedern verständlich machen.

Mitglieder die delegieren müssen vom System jeder Zeit darüber informiert werden, was mit ihren Stimmen passiert oder passiert ist. Es muss transparent dargestellt werden, wofür meine Stimme benutzt wurde und auch aktuell wird. Dazu bedarf es einer Übersichtsseite und einem wöchentliche E-Mail-Report. nur so ist sicher zu stellen, dass das Mitglied auch ohne großen Aufwand erfährt, ob in seinem Sinne entschieden oder delegiert wurde. Es muss ein auswählbarer Report erstellt werden, der mir ankündigt, dass meine Stimme jetzt für eine Abstimmung benutzt wird und zwar so rechtzeitig, dass ich selber dieser Abstimmung beiwohnen und selber abstimmen kann, also am besten schon, wenn meine Stimme dazu genutzt wird, ein Quorum für einen Antrag zu erreichen.

Es muss die Diskussion über Delegationen an sich geführt werden, den Menschen muss klar werden, wie viel Delegation wir jetzt schon nutzen, was alles Delegation ist, auch wenn es offiziell nicht so heißt und wie wichtig es ist, delegieren zu können. Ich werde keinem System zustimmen, das Delegationen nicht erlaubt, weil mir einfach vollkommen bewusst ist, dass ich nicht in jedem Thema so gut informiert sein kann, dass ich die richtige Entscheidung treffe. und man muss den Menschen klar machen, dass Delegation eben auch bedeutet, überhaupt eine Stimme zu haben, bei den Themen, in denen man nicht firm ist. und wir wollen doch gute Entscheidungen treffen?

Überhaupt glaube ich, dass das was ich schon seit 2009 fordere, endlich mal vielen Mitgliedern erklärt werden muss: Es ist schlicht nicht möglich, bei allem mitzureden! Wer von sich glaubt, bei jedem Thema mitreden zu müssen/können, ist entweder ein neuer Einstein, oder verfügt vielleicht über ein recht schlichtes Gemüt, oder hat sich noch nie wirklich mit Themen beschäftigt, denn wer das tut weiß, dass es auch mit 30 Stunden-Tagen nicht möglich wäre, alle Themen zu behandeln. Es geht schlicht nicht.

Zum Schluss was versöhnliches, lasst uns bitte JETZT die Problem angehen, lasst uns die Bedenken aus dem Weg räumen und zwar nicht dadurch, dass man anders denkende diffamiert, sondern auf sie zugeht und versucht, Dinge zu erklären. Lasst uns bitte neue Delegationsregeln im LQFB einführen und breit über Delegationen diskutieren, ich halte den Punkt für den wichtigsten überhaupt, weil er das meiste Unbehagen auslöst. Und vor allem, lasst uns nach vorne schauen, nicht nach hinten und hört auf, euch gegenseitig wegen der Entscheidung anzupöbeln, bitte.

Kurzrede auf dem Bundesparteitag der Piratenpartei 2013-1

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Liebe Piraten,

auch ich als Landtagsabgeordneter möchte hier mithelfen, uns in den Bundestag zu bringen.

Was in den vier Landtagen, in die wir eingezogen sind, politisch passiert ist,  geriet leider allzu oft in ein mediales Hintertreffen gegenüber den weniger schönen Nachrichten, die wir produziert haben.

Medien arbeiten immer selektiv, das ist ihr Job.
Aber es ist an uns, was wir als Nachrichten anbieten.

Also, wir wollen ja die innovative politische Kraft des 21. Jahrhunderts, der kommenden Informations- und Wissensgesellschaft sein …

Da frage ich mich manchmal, warum operieren wir eigentlich ohne Not mit den politischen Kampfbegriffen der Industriegesellschaft?

Alle Strukturen der Gesellschaft, so wie wir sie aus der Industriegesellschaft kennen, sind daran zu zerfallen. Und ihre Kadaver verpesten die Luft.

Dazu gehört nach meinem Dafürhalten auch der Begriff “sozialliberal”.

Ich denke, unsere Politik kann zunächst wertfrei und viel besser als humanprogressiv bezeichnet werden.

Was gehört dann dazu?

Wir müssen anfangen, planetarisch zu denken. Alle.

Denn wir sind mit der Endlichkeit unserer materiellen Ressourcen konfrontiert. Unwiderruflich.

Das heißt, wir sind eingebunden in ein großes Wir, das uns, unsere  belebte Umgebung und unsere Technik mit einschließt.

Der Radikale Konstruktivismus behauptet, wir konstruieren unsere Welt.

Ist davon auch nur ein Bisschen wahr, dann ist zu folgern, dass wir für unsere Konstruktionen auch verdammt nochmal die Verantwortung übernehmen sollten. Und für alles, was davon betroffen ist.

Humanprogressiv heißt, dass es um dieses Wir geht. Ein Wir, dass jenseits von Konkurrenz und Wettbewerb von Solidarität geprägt sein sollte.

Als auch an dem Wunsch nach bürgerlicher Freiheit ausgerichtete Partei verstehen wir Piraten doch sehr gut, dass echte Freiheit ohne Solidarität nicht zu denken ist.

Solidarität ist vielmehr die Voraussetzung für Freiheit – und Freiheit die Grundbedingung für echte – eben freiwillige Solidarität.

Das ist humanprogressiv!

Aber unser aller Blick ist durch einseitige Orientierung auf Wettbewerbsfähigkeit und Exportrekorde nach wie vor blockiert und das Erfahrungslernen aus dem Crash der Finanzmärkte hält sich leider in Grenzen.

Die Sozialisierung der Bankenverluste wird unsere politischen Handlungsspielräume auf Jahrzehnte weiter einengen.

Daher gilt es, gemeinsam ein breites Verständnis ökonomischer Zusammenhänge zu entwickeln, sonst werden wir weiter hinter die Fichte geführt.

Von den Leuten, die sich mit finanziellen Massenvernichtungswaffen beschäftigen.

Wir nehmen es nämlich immer noch hin, dass unsere Lebensgrundlagen von finanziellen Massenver-nichtungswaffen bedroht sind. Der Kabarettist Georg Schramm fügt mit Blick auf Warren Buffett hinzu: “Der Krieg Reich gegen Arm ist immer ein Angriff auf die Menschenwürde.”

Immer wieder. Die sogenannte Menschenwürde verbleibt dabei als hohles Etikett, solange Mitmenschen weiter erschlagen, vergewaltigt, gequält oder durch moderne Formen der Sklaverei ausgebeutet werden können.

Wir haben damit zwar einen prominenten Begriff erfunden, der es bis nach ganz vorn in viele Nationalverfassungen geschafft hat, allerdings ist es uns nicht wirklich gelungen, ihn mit Leben zu füllen.

Die finanziellen Massenvernichtungswaffen aber gewinnen ihre Gefährlichkeit aus zwei Elementen, erstens dem der Blödheit und zweitens dem der Habgier, bzw. der Boshaftigkeit.

Etwa seit Ronald Reagan beobachten wir eine epidemische Vermehrung der vulgäridealistischen Wirtschaftsapologeten, die die Welt als ein simples Input-Output-System darstellen im Sinne einer Blackbox, wo nur das Verhältnis von dem, was hinten raus kommt, zu dem, was vorne rein geht, zählt.

Und das ausschließlich auf monetärer Basis.

Rückkopplungen, Selbstreferenzen existieren in deren rein betriebswirt-schaftlich kontaminiertem Lineardenken schlicht nicht.

Da hilft es auch nicht, dass “Denktanks” selbsternannter sogenannter Eliten wie Pilze aus dem Boden schießen.

Unsere Probleme werden nicht für uns von Gruppen gelöst, deren Mitglieder sich bei Schampus und Canapés treffen.

Denn deren Erfolge, die Erfolge dieser Eliten, sind die Erfolge von gestern, die die heutigen Probleme erst verursacht haben, folglich taugen deren Denk- und Handlungsgrundlagen nicht für das Morgen!

Dazu gehören auch, Ihr wisst schon wer, zum einen diese kleine Partei mit dem elitären Selbstverständnis, diesen erfolgreichen Jungunternehmern, die in der Politik gestrandet sind …. und auch die anderen, die sich an ihren eigenen Dogmen berauschen.

Und diese grünen Volkserzieher von der Vollkorn-CDU, die pseudo-wertkonservativen mit der Umfaller-Flexibilität eines Vollgummireifens sowie die Sozial-Traditionalisten, die immer wieder ihr eigenes Klientel verraten, siehe Agenda 2010.

Liebe Piraten, hört nie auf, anzufangen!

Hört nie auf, zu fragen!

Die Welt braucht uns!

Und erinnert euch bitte an den RFC 1855.

Vielen Dank, Rock ‘n Roll im Bundestag!

Sleepy after Japan

Veröffentlicht am von unter Kai Schmalenbach, Persönliche Blogposts.

Am 23.2. morgens um 11 war es dann so weit, ich saß im Flieger nach Japan. Obwohl ich bis zum Freitagabend völlig ruhig war, habe ich die Nacht zuvor dann schlecht bis gar nicht geschlafen und ging schon einigermaßen müde „ins Rennen“. Zwar habe ich bereits mal einen Flug nach Thailand hinter mir, aber Japan war dann noch mal eine andere Nummer. Zur langen Flugreise kam die Nervosität, eine Reise mit dem Minister und mit Vertretern der Industrie, viele offizielle Termine, unter anderem beim deutschen Botschafter und dem Gouverneur der Präfektur Fukushima. Ja, das nimmt vorweg, die Reise führte uns auch in die Gegend um das Kraftwerk das ab dem 11.3.2011 für Wochen die Nachrichten beherrschte. Wir waren dort im Dorf Kawauchi http://de.wikipedia.org/wiki/Kawauchi_(Fukushima) Das Dorf liegt in ungefähr 25KM Entfernung vom havarierten Kraftwerk und damit im Grenzbereich zwischen bewohnbar und nicht bewohnbar. Die Eindrücke dort waren erstaunlich. Die Bewohner hadern nicht mit ihrem Schicksal, sondern tun alles dafür, es selbst in die Hand zu nehmen. Ein für mich, in dieser Nähe zum Reaktor, nicht nachzuvollziehendes Verhalten, ehrlich gesagt. Ich würde die beine in die Hand nehmen und rennen, ganz weit weg. Nicht so die Bewohner von Kawauchi, ein zunächst als Viehweide geplantes Gebiet, wird nun zu einem Solarprojekt umgebaut und zwar weil… das Gebiet auf Grund der Kontaminierung nicht als Weideland geeignet ist und deswegen eine Sondernutzung ermöglicht wurde. Puh!

Japan ist toll. Man kann jedem nur empfehlen das Land mal zu besuchen, die Menschen dort sind immer freundlich und jederzeit bestrebt, es den Besuchern an nichts mangeln zu lassen. Das tollste an Japan war die funktionierende Bahn 😉 und wenn man in Japan auf die Strasse tritt, am Bahnhof von Tokio, dann rechnet man nicht damit, dass es sich dabei um eine Metropole handelt. Die Strasse vor dem Hbf ist beinahe menschenleer. Und auch wenn das nicht überall so ist, scheint es so, als sei der Schienenverkehr dort Verkerhrsmittel Nummer 1, denn im Stau gestanden haben wir dort irgendwie gar nicht. Die mehreren Etagen Strassen und Brücken erinnerten mich ein wenig an Bangkok, aber dort geht auf den Strassen meistens fast nichts, denn Stau ist da irgendwie immer. Auch wirkt Tokio deutlich aufgeräumter 🙂

Aber genug der Eindrücke abseits der Arbeit. Der Zeitplan war enorm, die Planung im Viertelstundentakt. Mitunter wunderte mich, dass keine Sekunden angegeben wurden. Ich werde mal anfragen, ob ich den „Stundenplan“ veröffentlichen kann. Wer jedenfalls meint, eine Delegationsreise sei ein großer Spaß, dem sei gesagt, einfach mal eine mitmachen. Ich habe noch nie eine derart genaue Planung erlebt. Teilweise war nicht mal zeit für eine Zigarette zwischendurch und wir kamen minutengenau am Bestimmungsort an.

Zum Zweck der Delegationsreise: Japan ist nach Fukushima wenig überraschend an einem Scheideweg. Zwar scheint die aktuelle Regierung die Atomreaktoren wieder einschalten zu wollen, aber zum Zeitpunkt unseres Besuches, war maximal einer online und der Wunsch der Bevölkerung ist es wohl, dass das auch so bleibt. Wer nun meint, Japan sei in Sachen Energie weit vor, dem sei gesagt: weit gefehlt! Japan hat einen extrem geringen Anteil an 2-fach-Verglasung und heizt wie kühlt größtenteils elektrisch, bei gleichzeitig wohl doch recht hohen Energiepreisen. So war denn der zweck der Reise auch, eine Werbeveranstaltung für erneuerbare Energien, sowie Wissenstransfer und Know-How-Vermittlung. ich glaube alle Delegationsteilnehmer beschäftigen sich beruflich mit erneuerbaren Energien. im Dorf kawauchi wurde ein Vorvertrag für die Solaranlage unterschrieben und an allen Stationen ging es um die Erneuerbaren. Minister Remmel machte dabei meiner Meinung nach eine wirklich gute Figur. Schade war es unterdessen, dass ich der einzige MdL war, der mitgereist war. Schade vor allem für die anderen MdL würde ich meinen, denn es gab einen regen Informationsaustausch und Vieles zu lernen.

Ich hoffe, den rest per „Stundenplan“ nachreichen zu können, denn es würde den Rahmen eines Blogbeitrages deutlich sprengen. Mir bleibt nur zu sagen, es war eine anstrengende, aber auch sehr lehrreiche Reise und der Stundenplan, sowie der Jetlag sorgten dafür, dass ich am Heimkehrtag im Plenum beinahe eingeschlafen wäre und die nächsten 3-4 Tage echt mit Müdigkeit zu kämpfen hatte, was bei mir sonst, abgesehen von den frühen Morgenstunden, so gar nicht der Fall ist.

Neverending Story heute: Bergbaubetroffene

Veröffentlicht am von unter Kai Schmalenbach, Persönliche Blogposts.

Am 19.4.2013 fand im Landtag die Anhörung mit dem Titel: „Reform des Bundesberggesetzes: Bergbau sichern, Anwohner schützen“ statt. http://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/dokumentenarchiv/Dokument/MME16-290.html Wie leider bei Anhörungen oft üblich, werden von unterschiedlichen Sachverständigen teilweise völlig konträre Antworten auf die gleiche Frage gegeben. So wird die Aufarbeitung der Anhörung wohl einige Zeit in Anspruch nehmen.

im Unterausschuss diskutieren wir derzeitig sehr leidenschaftlich die Risswerkführung. ( http://de.wikipedia.org/wiki/Risswerk ) Dazu gibt es unter anderem einen Sachstandsbericht der Landesregierung: http://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/dokumentenarchiv/Dokument/MMV16-770.pdf und eine kleine Anfrage von mir mit einer Antwort: http://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/dokumentenarchiv/Dokument/MMD16-2807.pdf
Vor unserer Sitzung am Freitag, die im schönen Rathaus in Rheinberg stattfand, gab es dazu 2 Ortstermine, die ein wenig verdeutlichen sollten, worum es geht. Insgesamt würde ich sagen, sind wir nicht wirklich weiter gekommen, die Verhärtung der Fronten zwischen der RAG und den Betroffenen kommt immer deutlicher zu Tage, aber ich sehe keinen Silberstreif am Horizont, der darauf hinweisen würde, dass es Fortschritte gibt und so werden wir wohl noch lange darüber streiten, ob das Risswerk, wie von der RAG behauptet keinerlei Relevanz für die Entschädigung der Betroffenen hat, oder wie von den Betroffenen dargelegt, durchaus eine Relevanz hat und was das am Ende überhaupt bedeutet.

Nur eines scheint unterdessen sehr klar, wir Piraten agieren derzeit an der Seite von Schwarz-Gelb gegen die SPD, bei relativ neutralen Grünen.

Was mir dabei schwer im Magen liegt, sind die Darstellungen der „Erfolgsgeschichte“ der Entschädigung durch die RAG, wie es der Kollege Münstermann gerne sieht: http://www.spd-fraktion.landtag.nrw.de/spdinternet/www/startseite/Presse/Pressearchiv/2013/04/0419apm10.jsp?utm_medium=twitter&utm_term=rotgruennrw&utm_source=twitterfeed
Ich zitiere mal die wichtigste Passage: „So genießt die Schlichtungsstelle Bergbau breite Anerkennung. Von den 40.000 Schadensmeldungen im vergangenen Jahr im Bereich der Steinkohle mussten weniger als 20 Fälle gerichtlich geklärt werden.““ Und dazu zitiere ich mich aus der letzten Sitzung auch mal selber: „Ich kann nicht verstehen, dass diese geringe Prozesszahl hier so abgefeiert wird. Bei den Fällen, wo die Betroffenen klagen, ist von vorne herein eines klar, sie haben keinen Anspruch auf eine Rechtsschutzversicherung und die Prozesse gegen die RAG dauern zum Teil Ewigkeiten, sodass von einer Klage nur abzuraten ist“

Was steckt dahinter? Nun, es gibt schlicht keine Rechtsschutzversicherung für Bergbauschäden, sodass der Anwalt quasi immer selbst zu zahlen ist und mit der RAG hat man als betroffener nunmal einen enormen Gegner vor sich. In den Fällen, wo der Rechtsweg gewählt wurde, klagen die Betroffenen zum Teil seit Jahren. Welcher rational denkende mensch würde da zu einer Klage raten? Ich jedenfalls nicht!

Vom Kollegen Schneider wurde in der letzten Sitzung darauf hingewiesen, dass er keine nach vorne gerichtete Beschäftigung mit dem Thema gab. Dem wollte ich Rechnung tragen und bat um eine Einschätzung, ob denn wohl, die offensichtlich aus Steuergeldern finanzierte Entschädigung, nicht besser durch eine dafür einzurichtende Behörde, statt durch die RAG zu regeln sei. Leider habe ich darauf keine Antwort, wenn man mal vom Kopfschütteln der SPD-Leute absieht, bekommen.

So ergibt es sich, dass ich weiterhin mehr Fragen als Antworten habe. Ich frage mich, ob es gut ist, die Entschädigung durch die RAG zu regeln. Ich frage mich, ob mich mein Eindruck täuscht, dass Schlichtungsstellen meistens dazu führen, dass der Betroffene zwar mehr Geld, als im direkten Angebot der RAG angekündigt bekommt, aber immer noch weniger, als der eigentlich zu attestierende Schaden. Ich frage mich, ob das Land einen Apparat aufgebaut hat, der quasi immanent dafür sorgt, dass Betroffene zu schlecht entschädigt werden. Und ich frage mich vor allem, ob so wirklich für Akzeptanz für den Bergbau zu sorgen ist.

Und ich frage: Habt ihr Fragen? Dann immer her damit!

Plenarrede zur “Causa Klausner”

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Am Freitag, den 26. April 2013, sprach ich zu der aktuellen Unterrichtung der Landesregierung zu den sogenannten “Klausner-Verträgen”, ein Vorgang, der zum Himmel stinkt. Im Jahre 2007 schloss die damalige Landesregierung Verträge zu Lieferung von Holz, die schon damals als unerfüllbar eingeschätzt wurden – nun fällt dem Land ein dreistelliger Millionenbetrag als Schadenersatz auf die Füße. Aber seht selbst:

Diese Pressemitteilung haben wir dazu rausgegeben:

Der Fall Klausner – Verhalten der Landesregierung war „kriminell dämlich“
„Die Causa Klausner stinkt gewaltig“, bilanziert Daniel Schwerd, Wirtschaftspolitischer Sprecher der Piratenfraktion, die heutige Debatte im Landtag über die Rahmenverkaufsverträge des Landes NRW mit dem österreichischen Holzverarbeitungsbetrieb Klausner aus dem Jahr 2007.

Der damalige CDU-Landwirtschaftsminister Uhlenberg hatte der Klausner GmbH Holzlieferungen bis ins Jahr 2014 zugesagt, die das Land in der zugesicherten Größenordnung jedoch zu keinem Zeitpunkt erfüllen konnte. Der Gegenwert des Vertrags wird auf rund 500 Millionen Euro geschätzt. „Dieser Vertrag war jedoch nicht nur unerfüllbar, sondern garantierte noch dazu einem einzelnen Unternehmen ohne Sitz in NRW das Monopol auf Staatsholz – ansässige Unternehmen gingen hingegen leer aus“, erklärt Schwerd.

Nach bisherigen Erkenntnissen war der Vertrag 2007 vom damaligen Leiter der Forstverwaltung im Umweltministerium ohne Ausschreibung vergeben worden. „Wer glaubt, dass ein Vertrag mit Lieferungszusagen vom Land im Wert von einer halben Milliarde Euro in einem Rechtsstaat wie Deutschland selbstverständlich in einem transparenten Vergabeverfahren ausgeschrieben werde, wird hier eines besseren belehrt”, so Schwerd

Im Jahr 2009 versuchte die Landesregierung per mündlicher Kündigung aus dem Vertrag auszusteigen. Die Firma Klausner ließ inzwischen gerichtlich feststellen, dass keine gültige Kündigung vorlag. Schwerd: „Jeder, der einen Telefonanschluss kündigen will, weiß, dass er besser ein Einschreiben schickt. Die Landesregierung wusste das offenbar nicht. Das Verhalten der Landesregierung, eine mündliche Kündigung nicht schriftlich zu dokumentieren, ist dermaßen amateurhaft, dass es einem die Sprache verschlägt!“

Klausner hat inzwischen Schadenersatzklagen gegen das Land in Höhe von 120 Millionen Euro angestrengt und pocht auf die Einhaltung der Verträge. Schwerd fasst zusammen: „Der Vertrag ist unter dubiosen und intransparenten Umständen entstanden und zeugt in seiner Ausgestaltung von einer fachlichen Inkompetenz, die ihres Gleichen sucht – und das bei einem Gegenwert von rund einer halben Milliarde Euro! Das Zustandekommen dieses Vertrags war entweder kriminell, oder kriminell dämlich.“

Die Piratenfraktion forderte in der Debatte politische Konsequenzen und maximale Transparenz. Besonders die Rolle des ehemaligen Landwirtschaftsministers Uhlenberg muss geklärt werden. Die Abwicklung der Verträge darf nicht zu Lasten des Staatsforstes und der Umwelt gehen.

 
Das Wortprotokoll zu dieser Rede (Achtung, es gilt das gesprochene Wort):

(Begrüßung)

Im Jahr 2007 wurde ein Vertrag zwischen dem Land NRW und einem Holzverarbeitungsbetrieb geschlossen, der das Zeug hat, in die Geschichte einzugehen. Ein Vertrag, der unter dubiosen und intransparenten Umständen entstanden ist und dessen Ausgestaltung von einer fachlichen Inkompetenz zeugt, die ihres Gleichen sucht. Ein Vertrag, den das Land teuer bezahlen wird: Entschädigungsforderungen in Höhe von 120 Millionen Euro stehen im Raum. Und ich möchte gleich zu Beginn sehr deutlich sagen: Wie dieser Vertrag zustande gekommen ist – das kann ich mir als nur als entweder kriminell, oder kriminell dämlich erklären!

Zu Beginn des Jahres 2007 hatte der Orkan “Kyrill” unvorstellbare Schäden im Baumbestand in NRW verursacht. Hunderttausende umgeknickte Bäume lagen herum und wollten einer Bestimmung zugeführt werden. Also schloss ein geschickter Umweltminister von der CDU einen Vertrag mit einem österreichischen Holzverarbeitungsbetrieb, um dieses “Kyrill-Holz” zu verkaufen. So lautet die Geschichte, die uns die CDU hier verkaufen möchte.

Leider ist dies nicht einmal die halbe Wahrheit. Zwar schloss der damalige Umweltminister Uhlenberg von der CDU nach “Kyrill” tatsächlich einen Vertrag mit dem Unternehmen Klausner – doch dieser hatte mit dem Orkan nur am Anfang etwas zu tun. Denn der Vertrag sieht vor, dass das Land bis 2014 jährlich 500.000 Festmeter Frischholz an das Unternehmen liefern muss. Die Betonung liegt auf “frisch”. In dem Vertrag geht es eben nicht um die Kyrill-Bestände! Der Wert dieses Deals: Eine gute halbe Milliarde Euro.

500.000 Festmeter – das ist ein halbes Empire State Building, angefüllt mit massivem Holz. Jedes Jahr. So viel Holz hat das Land der Firma Klausner per Vertrag zugesichert. Pro Jahr. Das Problem ist nur: So viel Holz kann das Land NRW aus dem Staatswald gar nicht liefern – wenn es richtig gut läuft, weniger als die Hälfte. Und das ist nicht erst seit heute bekannt, sondern war es auch schon zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses.

Es wird jedoch noch seltsamer. Die behördliche Zuständigkeit für das Holzgeschäft war erst kurz vor Vertragsschluss vom Landesbetrieb Wald und Holz NRW auf die Landesforstverwaltung im Ministerium für Landwirtschaft übertragen worden. Wer glaubt, dass ein Vertrag mit Lieferungszusagen vom Land im Wert von einer halben Milliarde Euro in einem Rechtsstaat wie Deutschland selbstverständlich in einem transparenten Vergabeverfahren ausgeschrieben werde, wird hier eines besseren belehrt!

Stattdessen, so konstatiert ein Gutachten von Prof. Dr. Andreas Schulte aus dem Jahr 2008, hat der Leiter der Landesforstverwaltung im Ministerium für Landwirtschaft den Vertrag „freihändig” vergeben, also ohne erkennbaren Wettbewerb und ohne transparentes Vergabeverfahren. Nach allem was wir heute wissen, hat noch nicht einmal der damalige Landwirtschaftsminister Uhlenberg diesen Vertrag unterzeichnet.

Es ist mir unbegreiflich, wie der damalige Leiter der Landesforstverwaltung, unter noch nicht geklärten Umständen, diese schriftlichen Zusagen mit von ihm ausgewählten Firmen machen konnte. Wurde dieser Vertrag im expliziten Wissen des damaligen Ministers Uhlenberg geschlossen? Und warum hat er dann nicht selbst unterschrieben? Wir Piraten fordern hier politische Aufklärung!

Staatliches Handeln bedarf immer der Kontrolle der Öffentlichkeit und des Parlaments, das sieht man hier wieder besonders deutlich. Es ist ein Skandal, dass ein Beamter des Ministeriums einen Vertrag im Gegenwert von 500 Millionen Euro unterzeichnen kann, ohne dass es zu einem transparenten Vergabeverfahren kommt. Und darum ist die Forderung nach Transparenz nicht nur eine politische Mode, wie das Herr Schlemmer gestern formulierte, sondern unabdingbar für das Funktionieren der Demokratie und im Kampf gegen Inkompetenz und Korruption!

Die Geschichte dieses unsäglichen Vertrags ist jedoch noch nicht zu Ende. Der erste Fehler der damaligen schwarz-gelben Landesregierung war es, den Vertrag abzuschließen. Denn der war nicht nur unerfüllbar, sondern garantierte noch dazu einem einzelnen Unternehmen ohne Sitz in NRW das Monopol auf Staatsholz – ansässige Unternehmen gingen leer aus. Doch die Landesregierung machte einen weiteren kapitalen Fehler:

Im Jahr 2009 nahm die Firma Klausner kein Holz des Landes mehr an, weil der Holzpreis zwischenzeitlich so stark gefallen war, dass sich nicht einmal mehr das Sägen gelohnt hätte.

Dies wäre vielleicht eine Möglichkeit gewesen, aus dem Vertrag auszusteigen. Und was tat die Landesregierung? Sie “kündigte” den Vertrag. Aber – jetzt halten Sie sich fest – das tat sie, so berichtet man, nur mündlich. Jeder, der einen Telefonanschluss kündigen will, weiß, dass er besser ein Einschreiben schickt. Die Landesregierung wusste das offenbar nicht. Und die Firma Klausner? Die will nichts von einer Kündigung wissen – und das OLG Hamm hat Klausner Recht gegeben. Das Land ist weiterhin an die Verträge gebunden.

Das Verhalten der Landesregierung, eine mündliche Kündigung nicht schriftlich zu dokumentieren, ist dermaßen amateurhaft, dass es einem die Sprache verschlägt.
Diese doppelte Unfähigkeit – erst der katastrophale Vertragsinhalt, dann die vergeigte Kündigung – wirkt so unwahrscheinlich, dass ich mich frage, ob am Ende nicht vielleicht doch Absicht hinter der ganzen Sache steckte? Ich selbst kann mir das nur mit drei Begründungen erklären: 1) himmelschreiende, unfassbare Inkompetenz, 2) Korruption, oder 3) beides zugleich.

Ein erster Schritt zur Aufklärung würde darin bestehen, die Verträge mit der Klausner GmbH endlich offenzulegen. Bisher weigert sich der jetzige Umweltminister Remmel jedoch. Erstaunlich, dabei hatte er selbst im Jahr 2008, als er noch in der Opposition saß, die Offenlegung der Verträge gefordert! Herr Remmel, was ist da los? Warum sorgen Sie nicht für die Klarheit, die Sie selbst vor wenigen Jahren noch gefordert haben?

Eines wissen wir schon jetzt: Diese ganze “Causa Klausner” stinkt gewaltig. Sie stinkt zum Himmel. Und sie ist noch lange nicht vorüber. Denn die eigentlichen Kosten kommen jetzt erst auf das Land zu: Die Firma Klausner fordert Schadenersatz und beharrt auf Erfüllung der Verträge. Das ist ihr gutes Recht. Aber das Land wird dies einen dreistelligen Millionenbetrag kosten.

Wichtig ist, dass jetzt Konsequenzen folgen. Wir brauchen hier maximale Transparenz! Zugleich müssen sämtliche rechtlichen Möglichkeiten zur Kündigung oder zur Abwicklung des Vertrags ausgelotet werden. Und wir müssen Regeln finden, die verhindern, dass sich solche Vorfälle wiederholen – dazu müssen sie mit Sanktionen bedroht sein!

Vor allem aber muss für diesen Vertrag mit der Firma Klausner von politischer Seite Verantwortung übernommen werden – und zwar zuallererst von der CDU und ihrem ehemaligen Landwirtschaftsminister Uhlenberg!

Herzlichen Dank.

Schulbesuche des Präsidiums – meine Premiere in Gummersbach

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Schulbesuche an sich sind ja nichts Neues für mich. Termine im Rahmen meiner Tätigkeit als Vizepräsident des Landtags auch nicht. Ein ganz besonderes Erlebnis war aber heute mein erster Termin im Rahmen der “Schulbesuche des Präsidiums” in der GGS Steinenbrück in Gummersbach.

Oberberg-Aktuell war dabei und hat heute bereits berichtet.

 

 

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Transparenz – oder wir wollen es nicht wissen!

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Heute (02.05.13) tagte der Innenausschuss und eigentlich sollte die Landesregierung auf unsere Fragen antworten:

„NSU-Spur nach NRW? Weitere V-Mann-Panne? Welche Erkenntnisse bezüglich der Verbindungen des NSU nach NRW liegen der Landesregierung vor?“

Innenminister Jäger war zwar heute Morgen bereit, uns detaillierte Auskünfte zu geben. Dies allerdings nur unter der Prämisse, dass wir die Bürger im Land darüber nicht informieren: Er hatte den Tagesordnungspunkt als nicht-öffentlich deklariert und wollte uns also zur „Intransparenz“ verdonnern.

Die Piraten stehen für Offenheit und Transparenz. Die Bürger haben ein Anrecht darauf informiert zu werden, und dafür wollen wir sorgen. Der Schutz von Persönlichkeitsrechten ist natürlich zu beachten, doch dies war offenbar nicht der Grund für die heutige Nicht-Öffentlichkeit dieses Tagesordnungspunktes.

Keine Transparenz – kein Gespräch: Wir haben kurzerhand unsere Fragen zurückgezogen, und der Minister hat sie nicht beantwortet. Ob wir etwas anderes erfahren hätten, als der Spiegel schreibt?

Plenarrede “IHK-Geschäftsführergehälter offenlegen”

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Am Donnerstag, den 25. April 2013 wurde unser Antrag “Industrie- und Handelskammern in NRW: Geschäftsführergehälter offenlegen” debattiert. Obgleich sich einige Grüne selbst auf ihren Webseiten schon für eine Veröffentlichungspflicht der Gehälter von IHK-Vorständen ausgesprochen haben, wurde unser Antrag mit den Stimmen der Grünen, sowie von SPD, FDP und CDU abgelehnt. Die Regierungsfraktionen nahmen stattdessen mit ihrer Mehrheit eine windelweiche Entschließung an.

Diese Pressemitteilung haben wir dazu rausgegeben:

IHK: Keine Transparenz im Mittelstand
Wir haben heute im Plenum gefordert, die Gehälter der Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammern (IHK) offenzulegen. Daniel Schwerd, Wirtschaftspolitischer Sprecher der Piratenfraktion im Landtag NRW: „Die IHK handeln in gesetzlichem Auftrag und nehmen teilweise hoheitliche Aufgaben war. Wer jedoch öffentliche Aufgaben wahrnimmt, ist in besonderem Maße zu Transparenz gegenüber der Öffentlichkeit verpflichtet. Und wer, wie die IHK, über Gelder verfügt, die aus gesetzlichen Pflichtbeiträgen stammen, muss Klarheit über die Verwendung dieser Mittel herstellen. Mitglieder sollten sehen können, was mit ihren Beiträgen geschieht. Die Offenlegung der Geschäftsführergehälter ist daher nur konsequent und ein wichtiger Baustein zur erforderlichen Transparenz.

Dass sich die meisten NRW-Politiker gegen diesen Antrag ausgesprochen haben, zeigt nur wieder einmal deutlich, dass sie den Wunsch nach mehr Transparenz nicht ernst meinen. Dies zeigt auch deutlich der wachsweiche rot-grüne Entschließungsantrag, in dem beide Fraktionen auf einen ‚Dialogprozess‘ verweisen, der allerdings weit entfernt von einer Verpflichtung ist und ausschließlich auf ‚Good will‘ setzt. Die IHK haben doch schon mehrfach bestätigt, kein Interesse an dieser Transparenz zu haben. Daher wäre jetzt Handeln notwendig.“

 
Das Wortprotokoll zu dieser Rede (Achtung, es gilt das gesprochene Wort):

(Begrüßung)

In Nordrhein-Westfalen existieren zurzeit 16 Industrie- und Handelskammern. Sie sind Körperschaften öffentlichen Rechts, Ausdruck der Selbstverwaltung der Wirtschaft und zählen zur mittelbaren Staatsverwaltung. Mitglieder der IHK’n sind die Unternehmen und Gewerbetreibenden dieses Landes. Laut Bundesgesetz haben die IHK´n die Aufgabe, das Gesamtinteresse ihrer Mitglieder wahrzunehmen.

Die IHK´n sind ein wichtiger Teil des wirtschaftlichen Lebens in NRW. Im Bereich der Berufsausbildung etwa leisten sie seit Jahren gute Arbeit.

Die Mitgliedschaft in einer IHK ist aber nicht freiwillig. Wer ein Unternehmen oder ein Gewerbe betreibt, ist gesetzlich verpflichtet, Mitglied zu werden. Dann werden Mitgliedsbeiträge fällig. Man könnte es Zwangsbeiträge nennen.

Wenn die Unternehmen und Gewerbetreibenden gezwungen sind, Beiträge an die IHKs zu zahlen, dann haben sie auch ein Recht zu erfahren, was mit ihren Beiträgen geschieht. Und genau darum geht es in unserem Antrag.

Die IHK´n handeln in gesetzlichem Auftrag und nehmen teilweise hoheitliche Aufgaben war. Wer jedoch öffentliche Aufgaben wahrnimmt, ist in besonderem Maße zu Transparenz gegenüber der Öffentlichkeit verpflichtet.

Und wer, wie die IHK´n, über Gelder verfügt, die aus gesetzlichen Pflichtbeiträgen stammen, muss Klarheit über die Verwendung dieser Gelder herstellen. Oder, wie es die Kollegin Schneckenburger auf ihrer Homepage formuliert: „Die Mitgliedsbetriebe der Industrie- und Handelskammern sollten sehen können, was mit ihren Beiträgen geschieht.“ Die Offenlegung der Geschäftsführergehälter ist ein wichtiger Baustein zur erforderlichen Transparenz.

Diese Forderung ist weder neu noch ungewöhnlich: Die meisten Rundfunkanstalten und Krankenkassen veröffentlichen schon heute die individualisierten Gehälter ihrer Geschäftsführungen – und zwar freiwillig. Aber auch gesetzliche Maßnahmen gibt es: Durch das Transparenzgesetz von 2009 müssen in NRW Sparkassen, öffentlich-rechtliche Unternehmen und Landesbetriebe die Vergütungen für jedes Mitglied ihrer Geschäftsführungen und Vorstände veröffentlichen.

Nur die IHK´n sind von dem Gesetz nicht betroffen. Das finden nicht nur wir ungerecht. Ich zitiere aus einem Brief von Sylvia Löhrmann an den Bundesverband für freie Kammern vom 30.04.2010, der öffentlich einsehbar im Internet steht. Dort heißt es:

„Im Zuge des nordrhein-westfälischen Transparenzgesetzes hat der Landesgesetzgeber zum Beispiel für kommunale Unternehmen und Sparkassen eine Veröffentlichungspflicht bezüglich der Vorstandsgehälter normiert. Aus diesem Grund ist nicht einzusehen, warum die Kammern als Körperschaften öffentlichen Rechts in Bezug auf ihre Geschäftsführer nicht ebenfalls einer solchen Veröffentlichungsvorschrift unterliegen sollten.“

Dem ist aus unserer Sicht nichts hinzuzufügen. Da die IHK´n als mittelbare Landesbehörden fungieren, ist die Landesregierung hier in der Pflicht einzugreifen.

Die Fraktionen der SPD und Grünen haben einen wachsweichen Entschließungsantrag vorgelegt, in dem sie auf einen Dialogprozess verweisen, in dem sie auf einen guten Ausgang hoffen. Es ist aber zu erwarten, dass dies zu nichts führt: Die IHK’n haben doch schon mehrfach bestätigt, kein Interesse an dieser Transparenz zu haben. Daher ist jetzt Handeln notwendig.

Welche inhaltlichen Argumente sprächen gegen die Offenlegung der Geschäftsführergehälter der IHK? Die IHK´n selber bemühen immer wieder vor allem ein Argument – ich zitiere Herrn Mittelstädt von der IHK NRW aus der WAZ vom 27.03.2012: „Einzelgehälter werden nicht veröffentlicht, da es sich wie auch in der freien Wirtschaft um individuelle Einzelverträge handelt.“

Zu diesem Argument zwei Anmerkungen: Zunächst sind die IHK´n eben nicht Teil der freien Wirtschaft – im Gegenteil: Ihre Einnahmen kommen aus gesetzlichen Zwangsbeiträgen. Die Landesregierung selbst hat dies in ihrer Antwort auf die Kleine Anfrage 823 vom 18.02.2013 so formuliert: „Die Kammern fallen nicht unter den Unternehmensbegriff, da es sich um öffentlich-rechtliche Körperschaften mit einem gesetzlichen Auftrag handelt.“

Zum anderen: Zwar kann es sein, dass die IHK´n die Verträge mit ihren Geschäftsführern unter einer Geheimhaltungsprämisse geschlossen haben. Nun – dann müssen die IHKs neue Verträge schließen, sobald es eine gesetzliche Veröffentlichungspflicht gibt. Hierfür kann man angemessene Übergangsfristen definieren.

Lassen sie mich zum Schluss kommen:

Es spricht viel für die Offenlegung der Geschäftsführergehälter der IHK´n: Es ist erstens legitim zu fordern, dass die Verwendung öffentlicher Mittel transparent gemacht wird. Zweitens sind andere öffentliche Unternehmen bereits zur Offenlegung ihrer Geschäftsführergehälter verpflichtet. Es ist aus unserer Sicht nicht plausibel erklärbar, warum gerade die IHK‘n hier eine Ausnahme darstellen sollten.

Herzlichen Dank.

Themenübersicht 16. Wirtschaftsausschuss

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Hallo liebe Leute,

folgende Themen werden im Wirtschaftsausschuss am 08.Mai 2013 im Landtag behandelt:

1) Umsetzungsstand Landestourismus-Strategie

  • Bericht der Landesregierung und Tourismus NRW e.V.

2) Entwurf einer Verordnung zur Regelung von Verfahrensanforderungen in den Bereichen umweltfreundliche und energieeffiziente Beschaffung, Berücksich-tigung sozialer Kriterien und Frauenförderung sowie Förderung der Vereinbar-keit von Beruf und Familie bei der Anwendung des Tariftreue- und Vergabege-setzes Nordrhein-Westfalen (Verordnung Tariftreue- und Vergabegesetz Nord-rhein-Westfalen – RVO TVgG-NRW)

 

3) Braunkohlenplan Umsiedlung Morschenich

4) Unser Land braucht Entwicklung – Anforderungen an die Novelle der Landes-planung

5) Teilplan großflächiger Einzelhandel

  • Vorlage wird erwartet

6) Mit mehr Marktwirtschaft die Energiewende aktiv gestalten – Verantwortung für den Energie- und Industriestandort Nordrhein-Westfalen übernehmen

7)Situation bei der Adam Opel AG

  • Bericht der Landesregierung

8) Verschiedenes

 

 

Die Sitzung ist öffentlich, sie findet am Mittwoch, den 08.Mai 2013 ab 10:00 Uhr in Raum E1-D05 statt.

Über Feedback / Input freue ich mich.

#Leistungsschutzrecht im Landtag: Die ganze Debatte

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Wer noch irgendeine Hoffnung in den Parlamentarismus legt, wie ihn die “Altparteien” betreiben, der möge sich bitte die Debatte zum Leistungsschutzrechtsgesetz ansehen. Da ging es um einen Antrag, sich gegen das Verhalten der Landesregierung zum Bundesrats-Abstimmung des Leistungsschutzrechts auszusprechen, den wir eingereicht haben, nachdem uns die Landesregierung mit unserem Grundantrag über den Tisch gezogen hatte. Ich habe dazu Klartext geredet – sogar von Seiten mancher Abgeordneten der Grünen und der SPD kam unter der Hand Zustimmung.

Dass CDU und FDP pro Leistungsschutzrecht sprechen war zu erwarten, offenbarten sie jedoch ihre Ahnungslosigkeit zum Thema. Die Verrenkungen, die die Sprecher von SPD und den Grünen machen mussten, eine Entscheidung zu verteidigen, die sie selbst nicht mittragen, sind definitiv sehenswert. Alexander Vogt von der SPD musste sichtlich selbst lachen angesichts der Absurdität seiner Argumente – Matthi Bolte war sein körperiches Unwohlsein wegen der Ablenkungsmanöver in seiner Rede anzusehen. Frau Ministerin Schwall-Düren las hölzern vom Blatt ab – sie fühlte sich offensichtlich ebenfalls nicht wohl in ihrer Haut.

Wenn Ihr die halbe Stunde Zeit erübrigen könnt, tut das, es ist sehenswert.

Interessant ist auch das Abstimmungsverhalten. SPD und Grüne haben Einzelabstimmung der Beschlusspunkte beantragt. So kam es, dass unser Antrag in Teilen angenommen wurde (in seiner Gänze dann aber wieder abgelehnt).

Die drei Beschlussaussagen lauteten:

– Der Landtag lehnt das Leitungsschutzrecht für Presseverlage ab

wurde mit den Stimmen der Fraktionen von SPD, GRÜNEN und PIRATEN gegen die Stimmen der Fraktionen von CDU und FDP angenommen;

– Der Landtag kritisiert das Verhalten der Landesregierung in der 908. Sitzung des Bundesrats am 22. März 2013, bei der sie ein handwerklich mangelhaftes und unnützes Gesetz, das schädlich für die Meinungs- und Informationsfreiheit ist, entgegen der eigenen Überzeugungen durchgewunken hat. Die Landesregierung beschädigt mit ihrem Verhalten nicht nur ihre eigene politische Glaubwürdigkeit, sondern auch die Position der Abgeordneten des Landtags NRW

wurde abgelehnt, SPD, CDU, GRÜNE und FDP stimmten geschlossen dagegen;

– Der Landtag fordert die Landesregierung auf, in Zukunft Absichtserklärungen und tatsächliches Handeln miteinander in Einklang zu bringen, zu den eigenen Überzeugungen zu stehen und diese in politisches Handeln umzusetzen

wurde ebenfalls abgelehnt, mit der Mehrheit von SPD und GRÜNEN. Neben uns Piraten stimmten auch CDU und FDP für diesen Punkt. Man könnte sagen, die Regierungsfraktionen haben ihrer Regierung einen Freifahrtsschein ausgestellt, in Zukunft die eigenen Überzeugungen vernachlässigen zu können, sowie die eigenen Absichtserklärungen dann im Handeln zu missachten.

Der Gesamtantrag wurde dann allerdings wieder abgelehnt, mit den Stimmen aller Fraktionen ausser den Piraten.

Über Feedback freue ich mich immer!