Veröffentlicht am von in Das Neueste, Joachim Paul.

Es gibt zumindest eine Antwort auf die profane Frage nach dem kürzesten Weg zwischen Schlafzimmer und Küche: Google!

Da wir gerade beim Fragen sind: Gibt es eigentlich eine Steigerung des Wortes „Monopol“? Mir ist keine bekannt. Sie ist aber angebracht für die jüngste Shoppingtour von Google. Der Suchmaschinen-Weltkonzern kaufte Nest Labs, einen großen Hersteller von Steuerungs- und Sensorelementen für Haushalte für 3,2 Mrd. US $. Peanuts bei einer Google-Kassenlage von rund 50 Mrd. US $ – fast der Landeshaushalt von NRW.

Unschwer kann Bürger sich ausmalen, was mit diesem Kauf alles möglich ist – insbesondere vor dem Hintergrund des kommenden „Internet der Dinge“, der Datenvernetzung auch der elektrischen und elektronischen Haushaltsgeräte.

„Die Kaffeemaschine törnt den Toaster an“ sangen Spliff im Song „Computer sind doof“ bereits 1982.

Aber heute muss es heißen, Kaffeemaschine und Toaster törnen Google an – und zwar mit Deinen Daten.

Google schafft sich ein Nest in Deiner Wohnung, und Du weißt nicht mal, welche Eier da drin sind.

Die klassische ökonomische Lehre spricht in solchen „Monopolfällen“ von „Verstaatlichung“. Staaten aber können Regeln nur innerhalb von geografischen Grenzen durchsetzen. Der Weltkonzern operiert weltweit. Ein systemisches Ungleichgewicht, ein #krankes System, das uns im Rahmen des angestrebten Freihandelsabkommens TTIP zwischen der USA und der EU noch weiter beschäftigen wird.

Und angesichts des völligen Selbstverrats der westlichen Demokratien – siehe NSA & Co. – also der zumindest pro forma demokratisch verfassten Staaten, besteht nach meiner Auffassung von dort aus wenig Hoffnung auf Unterstützung. Vielleicht helfen ja Weckrufe.

Was mir dazu einfällt? Revolution. Wo ist der Daten-Mandela, der Netzwerk-Gandhi? Edward Snowden wäre zumindest ein Kandidat. Eine Randbedingung für eine solche Revolution hätten wir bereits, sie muss gewaltfrei sein. Denn Gewalt tauscht Macht immer nur aus, sie verändert sie nicht, verändert keine Strukturen. Wir müssen also über die Wahl der Mittel nachdenken. Eins kennen wir im Prinzip schon: Hack the System! Nur müssen diese Hacks eine ganz andere Dimension haben.

Ideas anyone?

Joachim Paul

2 Kommentare an “Google Calling: Wo ist der Daten-Mandela, der Netzwerk-Gandhi?”

    • pakki

      moin Joachim,

      das bedeutsamste Signal auf politischer Ebene wäre das Aussetzen des Safe Harbor Abkommens durch die Europäische Union und die Ablehnung von TTIP. Dafür braucht es mutige und kritisch denkende Europaabgeordnete im Parlament. Hier können wir beispielsweise am 28.1. zum europäischen Tag des Datenschutzes und am 1.2., dem internationalen Tag der Privatsphäre gemeinsam Druck auf die europäische Politik erzeugen.

      Die Konferenz der Datenschutzbeauftragten in Europa fordert die Aussetzung von Safe Harbor. Solch eine Entscheidung hätte neben dem Druck auf die USA auch den förderlichen Nebeneffekt, dass ein Unternehmen wie Google gezwungen wird, seinen Umgang mit Datenschutz zu überdenken. Denn Europa ist ein sehr grosser Markt. Auch für Google.

      https://netzpolitik.org/2013/brief-an-merkel-und-eu-kommission-datenschutzkonferenz-fordert-aussetzung-des-safe-harbor-abkommens/

    • Joachim Paul

      Lieber Pakki,
      danke für den Hinweis. So sehe ich es auch. Der Tag der Privatsphäre ist ein voll passender Deckel dafür.

      LG, Joachim

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

You may use these HTML tags and attributes: <a href="" title="" rel=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>

*