Zum Runden Tisch zu G8/G9 sagt Monika Pieper, Schulpolitische Sprecherin der Piratenfraktion im Landtag NRW:
„Die Ergebnisse des Runden Tisches sind nicht überraschend, dennoch enttäuschend. Anstatt über eine echte Weiterentwicklung des Gymnasiums zu reden, wurde vorrangig erörtert, wie der Status Quo erhalten werden kann. Unter dem Motto ‚Wie kann ich das G8 erträglich gestalten‘ wurde die Chance vertan, über innovative Modelle des Gymnasiums zu diskutieren, wie es in vielen anderen Bundesländern der Fall ist. So wird in Baden-Württemberg über ein ‚Abitur im eigenen Takt‘ nachgedacht. Flexible Gestaltung der Oberstufe von 2 bis 4 Jahren, Individualisierung der Lerngeschwindigkeit in der Sekundarstufe I sind Themen, die es gelohnt hätte in den Fokus zu stellen. Stattdessen stehen möglichst konsensual verabschiedete Schönheitsreparaturen und ein herzliches ‚weiter so‘ im Fokus.
Sicher ist die Landesregierung sehr zufrieden mit dem Ergebnis, das sie es ja durch die Diskussionsvorgaben nicht unwesentlich beeinflusst hat. Sie kann sich dahinter verstecken und jeden grundsätzlichen Handlungsbedarf abstreiten. Das ist angenehm und einfach.
Aber welchen Anspruch hat NRW an die eigene Bildungspolitik. Wo sind die Visionen von einer Schule 2025? Hier hätte es die Chance gegeben, über innovative Konzepte zu diskutieren und wegweisend voranzuschreiten. Diese Chance wurde vertan.
Der Wechsel von G9 zu G8 war ein Fehler, das wurde am Runden Tisch mehrfach bestätigt. Die Umsetzung war mehr als mangelhaft. Jetzt wird, um Unruhe an den Schulen zu vermeiden, an dem falschen Konzept festgehalten. Elementare Probleme des G8 werden so nicht gelöst. Die Frage der Durchlässigkeit der Schulformen in der Sekundarstufe I und die Frage des mittleren Schulabschlusses nach der Sekundarstufe I im Gymnasium bleiben unbeantwortet.
Das Ergebnis des Runden Tisches ist eine Empfehlung, nicht mehr und nicht weniger. Nun ist es Aufgabe des Parlaments eine Entscheidung zu treffen. Auch wenn die verabredeten Erleichterungen im G8 jetzt gut und sinnvoll sind, bleibt die Grundsatzdiskussion im Raum stehen. Auch das Gymnasium muss sich den Fragen der Zukunft stellen. Individuelle Lernbiographien brauchen unterschiedlich viel Zeit. Wir bleiben bei unserer Forderung nach flexiblen Lösungen. Es darf kein entweder oder bei der Frage G8/G9 geben.“