Veröffentlicht am von in Arbeit, Gesundheit, Soziales (A01), Olaf Wegner, Reden.

Donnerstag 19.12.2013
Top 7. Masernerkrankungen verhindern, Aufklärung und Impfschutz für alle  Generationen verbessern!

Antrag der Fraktion der FDP

Drucksache 16/4583

Unser Redner: Olaf Wegner
Abstimmungsempfehlung: Zustimmung zur Ausschussüberweisung

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Protokoll der Rede von Olaf Wegner:

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Menschen im Stream und auf der Tribüne! Ich möchte mich meinen Vorrednern anschließen. Auch ich bin froh, dass dieser Antrag hier ins Plenum eingebracht wurde, denn es geht um einen sehr wichtigen Aspekt der Gesundheit der Menschen in diesem Land.

Vor allem freue ich mich, dass hier so sachlich über die Sache debattiert worden ist und es keine große Polemik gab. Daran möchte ich mich jetzt anschließen. Ich werde mich im Gegensatz zu meinen Vorrednern allerdings zum größten Teil an den Zahlen orientieren, die in dem Antrag genannt worden sind.

Dort steht als Erstes, dass auf 1.000 Maserninfektionen ungefähr eine Gehirnentzündung kommt. Weiter steht dort, dass bis Ende November 2013 in Nordrhein-Westfalen 128 Maserninfektionen aufgetreten sind. Wenn man das mal großzügig hochrechnet, sind es in diesem Jahr insgesamt 140 Fälle. Das heißt, dass es zu einer Gehirnentzündung als Folge einer Maserninfektion alle sieben Jahre kommt.

Weiter steht im Antrag, dass 10 bis 20 % der Menschen, die eine Gehirnentzündung bekommen, sterben, das heißt also, jeder fünfte bis zehnte Mensch. Das wiederum heißt: Alle 35 bis 70 Jahre ist damit zu rechnen, dass ein Mensch an einer Gehirnentzündung infolge einer Maserninfektion stirbt. Das ist weniger als ein Mensch pro Generation im schlimmsten Fall und sogar weniger als ein Mensch pro Generation im besten Fall.

Ich möchte an dieser Stelle natürlich nicht den Tod eines einzelnen Menschen bewerten. Jeder vermeidbare Tod eines Menschen ist einer zu viel. Daran sollten wir arbeiten.

Doch zeigen diese Zahlen und die von mir aufgemachten Rechnungen ziemlich klar, in welcher Dimension wir uns hier bewegen, oder zumindest, welche Dimension in dem Antrag angesprochen wird, also welche Gefahrendimension überhaupt vorliegt.

Präsidentin Carina Gödecke: Herr Kollege Wegner, es gibt jetzt den Wunsch nach einer Zwischenfrage beim Kollegen Adelmann. Möchten Sie die zulassen?

Olaf Wegner (PIRATEN): Ja.

Dr. Roland Adelmann (SPD): Herr Kollege Wegner, ganz herzlichen Dank, dass Sie die Zwischenfrage zulassen. – Ist Ihnen die Studie von Schönberger, Ludwig und Wildner bekannt, die die deutschen Daten von 2003 bis 2009 zugrunde legt und allein in diesem Zeitraum 31 Todesfälle auflistet?

Olaf Wegner (PIRATEN): Diese Studie ist mir nicht bekannt. Ich bin den Zahlen im Antrag nachgegangen, weil ich es auch ein bisschen komisch fand, dass dieser Fall als der dramatische Hauptpunkt in dem Antrag genannt worden ist. Ich wollte darauf hinweisen, dass ich eine solche Dramatik in diesem Fall nicht sehe.

Ich möchte damit auf keinen Fall die Gefahren, die durch eine Maserinfektion bestehen, herunterspielen. Denn – wie schon gesagt – jeder vermeidbare Tod eines Menschen ist einer zu viel; das ist keine Frage. Doch aufgrund dieser Zahlen sollte man meiner Meinung nach sehr überlegt und vor allem sehr zielgerichtet handeln.

Wie im Antrag richtig erwähnt, sind die 10- bis 19-Jährigen der größten Gefährdung ausgesetzt. Gleichzeitig wird in dem Antrag aber eine Ausdehnung der Angebote für Erwachsene gefordert. Mir zwingt sich da zumindest die Frage auf, ob es nicht sinnvoller ist, erst einmal die Hauptgefährdungsgruppe zur Hauptzielgruppe zu erklären.

Bei der Zielgruppe der 10- bis 19-Jährigen ist auch der Durchimpfgrad – wie im Antrag genannt – sehr interessant. Man erfährt, dass 97,7 % der Kinder die Erstimpfung erhalten, sprich: die Eltern ihre Kinder impfen lassen. Bei der zweiten Impfung, die notwendig ist, um die Immunität aufrechtzuerhalten, sind es nur noch 94,1 %. Wie wir vorhin schon gehört haben, ist das ein bisschen zu wenig, um die sogenannte Herdenimmunität aufrechtzuerhalten.

Daraus lässt sich ganz klar ableiten: 3,6 % der Kinder gehen zwischen der Erst- und der Zweitimpfung „verloren“.

Sehr interessant finde ich auch, dass man eigentlich höchstens 5,9 % der Bevölkerung ansprechen kann. Natürlich kann man mehr ansprechen, das macht aber keinen Sinn; denn dadurch haben wir nicht den Effekt, dass die Durchimpfrate gesteigert wird, da die restlichen Menschen schon geimpft sind.

Dann möchte ich noch kurz auf die Angelegenheit in der Schule im Rhein- Erft-Kreis eingehen, die im Antrag ebenfalls genannt wird. Das ist zumindest ein starkes Indiz dafür, dass es regionale Unterschiede bei der Durchimpfrate gibt. Mich würde auch sehr wundern, wenn das nicht der Fall wäre, denn eigentlich sind all die Statistiken, die ich mir von Nordrhein-Westfalen angucke, sehr bunt gemischt. Ich habe bis jetzt kaum etwas anderes gesehen. Aufgrund dieses Indizes nehme ich das auch dort stark an.

In diesem Zusammenhang betrachten wir das Impfmobil, wenn es zielgerichtet auch in Gegenden eingesetzt wird, in denen die Durchimpfrate niedrig ist, als sehr sinnvoll.

Präsidentin Carina Gödecke: Die Redezeit.

Olaf Wegner (PIRATEN): Okay. Ich muss meine Rede abbrechen, will aber noch sagen, dass wir diesem Antrag sehr aufgeschlossen gegenüberstehen und uns auf eine konstruktive Beratung im Ausschuss freuen. – Vielen Dank.

(Beifall von den PIRATEN)

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