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Seit vielen Monaten beschäftige ich mich mit dem Thema Sicherheit rund um Fußballspiele. Zur Vorbereitung auf unser 4. Fanhearing und die Anhörung zum FDP-Antrag „Gegen Randalierer im Zusammenhang mit Fußballspielen konsequent vorgehen“ am 7. März habe ich am vergangenen Wochenende gemeinsam mit Fans, die seit vielen Jahren zu fast allen Heim- und Auswärtsspielen von Borussia Dortmund fahren, das Heimspiel gegen Frankfurt besucht. Am 2. März werde ich das Spiel Borussia Dortmund gegen Hannover 96 als parlamentarischer Beobachter der Polizei begleiten, um so das Geschehen rund um das Spiel aus Sicht der Polizei zu verfolgen. Gespannt bin ich besonders auf den Überwachungsraum, in dem das Bildmaterial aus dem Stadion zusammenläuft und ausgewertet wird.

Aber jetzt erst mal zum letzten Heimspiel in Dortmund: Die Stimmung war sehr locker und entspannt. Es gab keine problematischen Vorfälle. Die Polizei war nicht behelmt und wirkte deeskalierend auf die Fans ein, so dass eine lockere Fantrennung bei der An- und Abfahrt genügte. Im Fanshop konnte man übrigens nicht nur Borussia-Fanutensilien erstehen, sondern es lagen ganz einmütig auch Frankfurt-Schals aus. Beklemmend war die Allgegenwart der technischen Überwachung: Vom Bahnhof bis zum Stadion war alles voller Kameras. Im Stadion selbst waren hochmoderne Scannerkameras installiert.

Wir hatten Gelegenheit, mit einem BVB-Fanbeauftragten über die Attacke von Neonazis auf zwei Fanbeauftragte des Dortmunder Fanprojekts am Mittwoch beim Champions-League-Achtelfinale in Donezk zu sprechen. Die Fanbetreuer sind noch ziemlich fertig. Insgesamt wirkten die Beteiligten rund um das Fanprojekt sehr aufgeregt und verunsichert: Mit solchen Angriffen hatte niemand gerechnet. Am folgenden Freitag wurde bei der Polizei in Dortmund Anzeige erstattet. Die drei Angreifer waren schon länger nicht bei Spielen aufgetaucht und gehören zum rechtsextremen Milieu. Deshalb hat laut der Polizei der Staatsschutz die Ermittlungen übernommen.

Der unsägliche Vorfall in der Ukraine zeigt, dass das Problem der Neonazis im Fußball nicht unterschätzt werden darf. In diesem Zusammenhang finde ich es untragbar, dass Innenminister Jäger laut der „Welt“ davon spricht, man müsse nur die „gewaltbereiten“ und „saufenden“ Fans aus dem Stadion drängen, um die Rechten loszuwerden. Er verkennt, dass es den Rechtsextremisten um die Verbreitung ihrer Ideologie geht und dass sie den Fußball nutzen, um unter dem Deckmantel des angeblich unpolitischen Sports ihr rassistisches Gedankengut zu verbreiten. Nicht zuletzt ist es den Ultragruppen zu verdanken, dass sich die Vereine in den letzten Jahren verstärkt um Rechtsextremismus gekümmert haben und sich dazu gedrängt sahen, auch die eigene braune Vergangenheit aufzuarbeiten. Wenn man die Neonazis unbehelligt lässt und die Ultras unter Druck setzt, werden, so fürchte ich, letztlich die rechten Platzhirsche gestärkt.

Mit Rechtsextremismus im Fußball werden wir uns daher auch auf unserem 4. Fanhearing beschäftigen. Thematisch wird sich das Hearing aber diesmal hauptsächlich um die Anhörung vom 7.3. drehen. Eingeladene Experten sind DFL-Präsident Reinhard Rauball, Prof. Thomas Feltes (Jurist und Sozialwissenschaftler und seit 2002 Inhaber des Lehrstuhls für Kriminologie, Kriminalpolitik und Polizeiwissenschaft an der Juristischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum), Vertreter der Polizeigewerkschaft und der Koordinierungsstelle bei der Deutschen Sportjugend, ein Fanprojekt-Vertreter, Fanbeauftragte, Fans und ein Vertreter der ZIS. Wir haben Dr. Stephan Kleier als Experten benannt. Die Anhörung ist übrigens öffentlich, und wir haben beantragt, dass sie auch gestreamt wird.

Wenn Ihr am 4. Fanhearing der Piratenfraktion am 6. März um 18 Uhr hier im Landtag teilnehmen wollt, meldet Euch doch bei marie.kuster@landtag.nrw.de; 0211 / 884 4615.

 

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