Dirk Schatz zur Bekämpfung von „Antänzern“

Veröffentlicht am von unter Dirk Schatz, Innenausschuss (A09), Reden.

Mittwoch, 1. Oktober 2014

Top 13. Neues Kriminalitätsphänomen erfassen und konsequent gegen so genannte „Antänzer“  vorgehen!

Antrag der Fraktion der CDU

Drucksache 16/6857

Unsere Redner: Dirk Schatz

Abstimmungsempfehlungen: Zustimmung zur Ausschussüberweisung
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Protokoll der Rede von Dirk Schatz

Vizepräsident Dr. Gerhard Papke: Vielen Dank, Herr Kollege Lürbke.  Für die Piratenfraktion spricht Herr Kollege Schatz.

Dirk Schatz (PIRATEN): Vielen Dank.  Herr Präsident! Ich muss schon sagen, ich bin ein bisschen enttäuscht. Also nach der Steilvorlage, die der Herr Minister hier geliefert hat, als ihm das Handy entwendet wurde  dass da nicht ein Feuerwerk an doofen Sprüchen auf ihn einprasselt, enttäuscht mich leider, außer das Bisschen von Herrn Lürbke, worauf er eingeht. Ich habe mich jetzt extra nicht darauf vorbereitet, weil ich dachte, es wäre schon alles gesagt worden. Aber gut! Das enttäuscht mich jetzt ein bisschen. Weiterlesen »

Frauenbilder in der zeitgenössischen P(l)opmusik …

Veröffentlicht am von unter Persönliche Blogposts.

Das Feuilleton der aktuellen Print-Ausgabe Nr. 39 von „DIE ZEIT“ eröffnet mit einem lesenswerten Beitrag von Marie Schmidt mit dem Titel „Die fleißigen Königinnen“.

Darin wird die Frage gestellt, welches Bild von Weiblichkeit durch die audiovisuellen Inszenierungen von Beyoncé, Lana Del Rey oder Taylor Swift entworfen wird.

Passend dazu liefert das Wochenmagazin ein Foto, das vorwiegend Ärsche zeigt, be-stringtanga-te Frauenärsche in Unterwerfungsgeste, und darüber in Dominanzpose der Netzstrumpf-Arsch von Beyoncé Knowles.

Schon dieses Bild zeichnet sich – verglichen etwa mit den Inszenierungen einer Lady Gaga – durch komplette Ironiefreiheit aus. Ironiefreiheit in letzter Konsequenz bedeutet aber Humorfreiheit.

Die Autorin geht dann – wie ich finde sehr schlüssig – weiter auf die Botschaft der Videos zu den Songs ein, die den physischen Körper des jeweiligen Stars in einer pathetischen „Geste der Selbstermächtigung“ zeigen, „des Genusses der eigenen sexuellen Funktion“. Dieser Genuss ist ohne Zweifel echt.

Stellt man aber die Frage nach der künstlerischen Präsentation einer autonomen weiblichen Persönlichkeit, so kann die Antwort nur lauten: „mutwillige freie Identifikation mit den Phantasmen der Männer“. Das wird zusätzlich durch die Texte unterstrichen, in denen oft von Frust und physischer Gewalt, ausgeübt durch den männlichen Partner, die Rede ist.

Beyoncé, so die Autorin Marie Schmidt, verkörpere damit nicht nur die sexuellen Träume ihres Mannes, sondern sende gleichzeitig die Botschaft an alle jungen weiblichen Fans, seht her, ich bin die, die alles hat, ihr könnt auch alles haben, „das Glück der Mutterschaft, eine wahnwitzige Sexualität, einen trainierten Körper, sehr viel Geld“. Ich bin der Chef des Schwarms, ich bin eure Bienenkönigin.

Damit wird Knowles, ebenso wie ihre Kolleginnen im Business und auch ihre junge Konkurrentin Miley Cyrus zum Transporter eines neoliberalen Heilsversprechens, das vorwiegend auf Fleiß und Disziplin setzt und auf die doppelte Erfüllung von Machophantasien einerseits sowie Image-Leadership bei den Geschlechtsgenossinnen andererseits.

Allein Kreativität und Humor in der Musik bleiben dabei auf der Strecke. Und zwar völlig.

Als älteres Semester – oder unverblümter – als alter Sack, geht mir solcher Drang, andere zu unterwerfen, solches reaktionäre Getue am Arsch rechts außen vorbei.

Ich möchte vielmehr mit Frank Zappa – ok, zugegeben, eins meiner Idole – die Frage aufwerfen: „Does humor belong in music?“

Zumindest Lady Gaga oder Cyndi Lauper würden diese Frage mit einem klaren YES! beantworten.

Nun gilt Zappa ja selbst gelegentlich als frauenfeindlich. Lassen wir ihn doch selbst antworten:

A young lady has felt that my treatment of women in my lyrics and social comments has not been particularly positive. And there’s no reason why it should be. You should take your lumps along with everybody else because women do stupid fucking things, just like the guys do. And if I say guys are stupid and a woman does something stupid, don’t be a wimp about it, just because you got that thing between your legs is no problem.” (Zappa, aus einem Interview, veröffentlicht auf der DVD „Does Humor Belong in Music?“)

Was tun? Mein musikalischer Theapievorschlag: mal wieder bei Zappa reinhören.

Anspieltipps, Alben:

  • We’re Only in it for the Money
  • Overnite Sensation
  • Bongo Fury
  • Tinsel Town Rebellion
  • Sheik Yerbouti (Shake your booties …)
    und hier der Song „Flakes“: “all that we’ve got here is American made, it’s a little bit cheesy, but it’s nicely displayed ….”

Lasst Euch die Muik nicht verderben und hört mal wieder in Sachen fernab vom mainstream rein ….

Have fun,

Nick Haflinger aka Joachim Paul

Frank Herrmann zum verhindern von Zeltstädten in NRW

Veröffentlicht am von unter Frank Herrmann, Integration (A19), Reden.

Freitag, 12. September 2014

Top 6. Keine Zeltstädte in Nordrhein-Westfalen – Unterbringung von Flüchtlingen in Zelten, Schulen und Turnhallen verhindern

Antrag der Fraktion der PIRATEN

Drucksache 16/6674

Unser Redner: Frank Herrmann

Abstimmungsempfehlung: Überweisung in den Ausschuss

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Protokoll der Rede von Frank Herrmann

Vizepräsident Dr. Gerhard Papke: Ich eröffne die Aussprache und erteile für die antragstellende Piratenfraktion Herrn Abgeordneten Herrmann sehr gerne das Wort. Bitte, Herr Kollege.

Frank Herrmann (PIRATEN): Vielen Dank.  Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Verehrte Bürgerinnen und Bürger im Saal, im Stream und natürlich auch nachher auf YouTube  oder wo auch immer diese Aufzeichnungen verwertet werden! Wir haben uns schon gestern und heute Morgen über die katastrophale Situation rund um die Flüchtlingsaufnahme in Nordrhein-Westfalen ausgetauscht. Einige Unterschiede zwischen unseren Vorschlägen, damit umzugehen, und denen der FDP und der Landesregierung habe ich dabei schon ausgeführt. Weiterlesen »

Lukas Lamla zur Förderung und Entwicklung der Kultur, der Kunst und der kulturellen Bildung

Veröffentlicht am von unter Kultur- und Medien (A12), Lukas Lamla, Reden.

Freitag, 12. September 2014

 

Top 5. Gesetz zur Förderung und Entwicklung der Kultur, der Kunst und der kulturellen Bildung in Nordrhein-Westfalen (Kulturfördergesetz NRW)

Gesetzentwurf der Landesregierung

Drucksache 16/6637

Unser Redner: Lukas Lamla

Abstimmungsempfehlung: Zustimmung zur Auschussüberweisung
Audiomitschnitt der Rede von Lukas Lamla anhören

Audiomitschnitt der Rede von Lukas Lamla als Download
 


Protokoll der Rede von Lukas Lamla

Vizepräsident Dr. Gerhard Papke: Vielen Dank, Frau Kollegin Schmitz.  Nächster Redner ist für die Piratenfraktion Herr Kollege Lamla.

Lukas Lamla (PIRATEN): Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Liebe Zuschauer auf den Tribünen, zu Hause im Stream und später auf YouTube! Nach Monaten, wenn nicht sogar nach Jahren des Wartens und vielen vielversprechenden Zwischenmeldungen ist das Kulturfördergesetz endlich da. Weiterlesen »

Daniel Schwerd zur Rückständigkeit der „Digitalen Agenda“

Veröffentlicht am von unter Kultur- und Medien (A12), Reden.

Donnerstag, 11. September 2014

Top 10. Etikettenschwindel „Digitale Agenda“: Die deutsche Bundesregierung ist noch immer nicht im digitalen Zeitalter angekommen!

Antrag der Fraktion der PIRATEN

Drucksache 16/6678

Unser 2. Redner: Daniel Schwerd

Abstimmungsempfehlung: Zustimmung zur Ausschussüberweisung

Audiomitschnitt der Rede von Daniel Schwerd anhören

Audiomitschnitt der Rede von Daniel Schwerd als Download
Videomitschnitt der kompletten Debatte (Rede von Daniel Schwerd ab ca. 67:40 Min)

Protokoll der Rede von Daniel Schwerd

Vizepräsident Dr. Gerhard Papke: Vielen Dank, Herr Kollege Nückel.  Für die Piratenfraktion spricht Herr Kollege Schwerd.

Daniel Schwerd (PIRATEN): Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Zuschauerinnen und Zuschauer! „Die Machenschaften der NSA, die Digitale Agenda der Bundesregierung, die Drohnenkriege der USA, die Arbeitsbedingungen beim Online-Versandhandel Amazon oder der Kampf um den Datenschutz  die Fragen der digitalen Gesellschaft sind in der Mitte der Gesellschaft und damit auch in der Mitte der Politik angekommen. Doch auch in dieser Mitte gibt es noch einige weiße Flecken. Einer dieser weißen Flecken ist leider auch meine Partei, die deutsche Sozialdemokratie.“ Weiterlesen »

vordenker news – August 2014

Veröffentlicht am von unter Persönliche Blogposts.

Liebe Vordenkerinnen, liebe Vordenker,

mitten im Sommer – inklusive Unwettern und Starkregen vielerorts – kommt  die Sommeredition 2014 unseres kleinen und mittlerweile steinalten E-Journals vordenker.de (nicht vergessen: 2016 feiern wir 20 Jahre Vordenker.de!)

Für den ersten Teil überlassen wir die Anmoderation Eberhard von Goldammer:

In der Sommer-Edition 2014 ist es die deutsche Übersetzung von “The Logical Parallax” von Gotthard Günther aus dem Jahr 1953 – eine Übersetzung, die wir Rajko Aust verdanken, der schon die Science Fiction Texte “Achilles and the Tortoise” und “The Seetee Mind” übersetzt hat.
Günthers Science-Fiction Erzählungen sind in der ersten Hälfte der 50er Jahre entstanden, also in einer Zeit, als viele Begriffe noch nicht das Licht der wissenschaftlichen Welt erblickt hatten, die er in den darauf folgenden Jahren in die Wissenschaft eingeführt hat. Sie enthalten aber vom Kern her bereits alles, was dann später kam, d.h. hier muss man nicht revidieren. Im Zusammenhang mit “The Logical Parallax” lohnt es sich, einmal die die Arbeit “Die gebrochene Rationalität” durchzulesen. Auf Seite 9 dieses Textes entschuldigt sich Günther für die etwas “kindliche Vorstellung”, wie er es nennt, wenn er, um die Phänomene des Mikro- und Makrokosmos zu verstehen, ein Modell vorschlägt, bei dem man sich in das Innere eines Atoms versetzt und sich dieses wie “ein Universum mit unzähligen Weltkörpern der entsprechenden Größenordnung” vorstellt und er fährt fort (Zitat):
“Auf diesen intra-atomaren Planeten sollen nun Wesen leben, die wie wir Naturwissenschaft treiben. Diese mikrokosmischen Intelligen­zen würden unweigerlich feststellen, dass es in ihrer Welt vollkommen vernünftig klassisch zuginge. Wenn ihr Wissen aber jene Grenze zwischen ihrer Welt und un­serem Mediokosmos erreichte, würden sie mit gleichem Recht zu dem Ergebnis kommen, dass es bei uns vollkommen verrückt zuginge, weil in mediokosmischen Regionen die Gesetze von Identität, verbotenem Widerspruch und ausgeschlosse­nem Dritten nicht mehr durchgängig anwendbar seien. Die hypothetischen Wesen wären erst dann in der Lage, ihre falschen Vorstellungen zu korrigieren, wenn je­mand unter ihnen die ontologischen Brechungsgesetze der Rationalität entdeckte.”
Ohne im Detail weiter auf diesen Text weiter einzugehen, sie hier angemerkt, dass Günthers “Entschuldigung” für diese kindliche Vorstellung heute in der Kosmologie durchaus verwendet wird, nämlich in der Vorstellung des Modells der Multiversen. Wer sich dafür interessiert, dem sei der Text von George F.R. Ellis “Multiversum in Beweisnot” (Spektrum der Wissenschaft 11/11, November 2011, S. 36-42) empfohlen, den man – allerdings ohne Bilder und genau diese sollte man sich nicht entgehen lassen! – im Web finden kann. Für “kleines Geld”; nämlich 1,50 Euro, kann man den Text (mit Bildern!) auch beim Spektrum Verlag erwerben, oder eine angepasste separate “Nachempfindung” der Uni-Multiversenbilder nsehen.
Das geistige Chaos, das heute in der Kosmologie zu herrschen scheint – und einige Andere sind auch der Meinung, dass es sich um ein geistiges Chaos handelt – dieses Wirrwarr hat vermutlich – oder sollte man “vermutlich” ersetzen durch “ganz sicher” – seinen Ursprung in der monokontexturalen Betrachtungsweise kosmologischer und quantenmechanischer Phänomene – also der Phänomene des Makro- und Mikrokosmos, um die es in den beiden Texten “The Logical Parallax” und “Die gebrochene Rationalität” geht.

Eberhard von Goldammer

Für den zweiten Teil freuen wir uns, dass unsere in den Jahren 2011 bis 2013 monatlich kontinuierlich erschienene Reihe METAPHON ihre – wie seinerzeit angekündigt – erste lose Fortsetzung erfährt.

In Wortspielhalle zeigen Sophie Reyer und A.J. Weigoni eindrucksvoll, was Sprache in Zeiten der “berechnenden und vorausrechnend-überwachenden künstlichen binären Intelligenz” (ein Widerspruch in sich, wir wissen darum ;-)), also in Zeiten der binären – O-Ton – “Dialektik der Aufzehrung” (- ich schmeiß mich weg -) an Innovationspotential dennoch – oder gerade drum – zu bieten hat, Stichwort “Heterophone Stimmgewalt”.

 

Viel Spaß,

Ihr vordenker team,

Joachim Paul (Hrsg.)

Anmerkungen zur Kolumne und zum Vortrag von Sascha Lobo „Mensch-Maschine“ vom 02.07.2014 in Spiegel-Online

Veröffentlicht am von unter Persönliche Blogposts.

Gastbeitrag von Eberhard von Goldammer [*]

Link zur hier besprochenen Kolumne von Sascha Lobo: http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/ueberwachung-und-kontrollwahn-dahinter-steckt-kybernetik-a-978704.html

Den Kontrollstaat, so wie wir ihn heute erleben, konnte man schon Ende der 80er Jahre voraussagen, nachdem – erst die US-amerikanische – und einige Zeit später die deutsche Forscher-‘Elite’ die Neuroinformatik für sich wiederentdeckt hatte und meinte, damit nicht nur „neue“ wissenschaftliche Wege zu begehen, sondern auch noch menschenähnliche Maschinen – was die kognitiven Fähigkeiten anbelangt – konstruieren und bauen zu können. Auf der Basis dieser verkürzten Denkweise der (Neuro-)Informatiker konnte und musste es zu einem Kontrollstaat kommen. Das lässt sich auch detailliert begründen, würde aber an dieser Stelle den Rahmen sprengen. D.h. die Gesellschaft – also auch das Land NRW – hat mit der Förderung dieses Wissenschaftszweiges, der ja auch heute noch gefördert wird, das mitfinanziert, was Sascha Lobo in seinem Artikel/Vortrag und viele andere heute so heftig kritisieren. Vorhersagbar war es – Alternativen wurden damals abgewürgt. Ein Beispiel ist das unter [1] beschriebene und das ist leider nur ein Fall von mehreren.

Aus konzeptioneller Sicht war das, was da großartig gepriesen und dann großzügig mit Steuergeldern gefördert wurde, alles andere als neu, denn es war bereits in den 50er Jahren entwickelt worden – neu war nur die Hardware, die um Größenordnungen effizienter geworden war – im Sinne der elektronischen Datenverarbeitung und nicht der Kybernetik(!); – denn aus konzeptioneller Sicht hat sich seit Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) – dem eigentlichen „Namenspatron“ (patron saint, wie Norbert Wiener in benannt hat) der Kybernetiker – nicht wirklich grundlegendes verändert.[2] Der heutige Computer lässt sich immer noch mechanisch abbilden: Zahn oder Lücke, Null oder Eins – das hatte schon Leibniz erkannt und technisch umgesetzt. Was bis heute aber noch nicht wirklich gelungen ist, ist die Umsetzung der Leibniz’schenVision einer „characteristica universalis“. Gerade die Europäer hätten allen Grund diese Vision von einem ihrer größten Vor-Denker in die Realität umzusetzen; – leider geschieht das nicht, obwohl die Voraussetzungen, wie das angegangen werden muss, seit etwa 40 Jahren bekannt und jedermann/frau zugänglich – d.h. gedruckt vorhanden – sind.

Vorausberechnungen oder Voraussagen zu machen, ist eigentlich der Wunsch und das Ziel aller Wissenschaftler und nicht eine spezifisch kybernetische Angelegenheit, wie das von Sascha Lobo beschrieben wird.
Überwachung von Teilen oder gar der gesamten Bevölkerung war immer, d.h. zu allen Zeiten die Aufgabe von Geheimdiensten/Geheimpolizei wie Gestapo, KGB, Verfassungsschutz und eben auch NSA, um nur einige zu benennen. Mit anderen Worten: Zu behaupten, dass „der Urgrund der Überwachung die Kybernetik sei“, wie es Sascha Lobo in seinem Beitrag tut – das ist schlichtweg Unsinn. Der arme Norbert Wiener: man kann ihn nicht für alles verantwortlich machen und erst recht nicht für die heutigen Zustände der USA und deren Geheimdienste.

Und schließlich: Karl Steinbuch hat Ende der 60er Jahre als der erste (Informatik)-Studiengang an der TU Karlsruhe im WS 69/70 eingerichtet wurde, nicht den Namen „Kybernetik“, sondern „Informatik“ gewählt – und das war gut so, denn die Künstliche Intelligenz-Forschung, wie wir sie heute kennen, ist meilenweit von dem entfernt, was die Begründer der Kybernetik[3] sich einst vorgestellt und erträumt hatten – um das zu erreichen, benötigt man einen grundlegenden wissenschaftlichen Paradigmenwechsel – also eine Erweiterung der Logik und Mathematik, wie sie durch die Polykontexturalitätstheorie des Philosophen und Logikers Gotthard Günther (1900-1984) in die Wissenschaft eingeführt wurde. Eigentlich ist Gotthard Günther der bedeutendste Kybernetiker des 20. Jhd. und durchaus in vielerlei Hinsicht vergleichbar mit seinem großen Vorgänger Leibniz, in dessen Tradition sein Oeuvre – work in progress wie er es nannte – anzusehen und einzuordnen ist. Das gilt auch und ganz besonders vor dem Hintergrund, dass der Scientific Mainstream seine Arbeiten heute (.. noch ..) gar nicht wahrhaben will und sein Oeuvre schlichtweg ignoriert oder gar diskreditiert.

Endnoten:

[*] Zum Autor Eberhard von Goldammer, siehe: http://www.vordenker.de/vgo/vgo_publiste.pdf

[1]
(a) Eberhard von Goldammer & Rudolf Kaehr: ‘Lernen’ in Maschinen und lebenden Systemen, in: Design & Elektronik, Ausgabe 6 vom 21. März 1989, S. 146-151— als pdf-Datei: http://www.vordenker.de/vgo/lernen-maschinen-leben.pdf
Das ist eine konzeptionelle Kritik an der damals so hochgejubelten Neuroinformatik, die nicht immer auf Gegenliebe gestoßen ist.
(b) Eberhard von Goldammer & Peter Rath: „Historischer Rückblick und Anmerkungen zu einem Projekt, das an einer Privat-Universität unerwünscht war … sowie Wissenschaftszensur oder Universität nach Gutsherrenart – Eine ‘Elite’ in Deutschen Landen“, in: www.vordenker.de, 2007.
URL: http://www.vordenker.de/vgo/vgo_ein-ungeliebtes-forschungsprojekt.pdf
Das nur zur der oben gemachten Aussage “Alternativen wurden abgewürgt“ – auch das bezieht sich auf die 80er Jahre und es ist leider nicht das einzige Beispiel. In den 90ern war die Republik vereinigungsbesoffen und hatte dann auch keinerlei Interesse an solchen Themen.

[2] Eberhard von Goldammer: Leibniz … reloaded oder UniversalSCHRIFTsprache – Vision oder Illusion?, in: www.vordenker.de, 2011
URL: http://www.vordenker.de/vgo/anmerkungen_leibniz_a.pdf

[3] Es gab nicht nur einen “Vater” der Kybernetik. Man kann der Einfachheit halber vielleicht auf das Biological Computer Laboratory (BCL) verweisen, an dem eine ganze Reihe bekannter Wissenschaftler gearbeitet haben, die alle irgendwie für die Vaterschaft eines Gebietes stehen, das alles andere als militaristisch angedacht war. Den von Sascha Lobo und vielen anderen unterstellten Militarismus – wenn man diese Sicht einmal einnimmt – ist eine unmittelbare Folge der strikt monokontexturalen Logik und Mathematik, mit der das Gebiet in der Folgezeit bearbeitet wurde. Auf dieser Grundlage lässt sich Kybernetik im ursprünglichen Sinne nicht betreiben und entartet allenfalls zur elektronischen Datenverarbeitung – was ja tatsächlich geschehen ist. Lebende Systeme, um die es in der Kybernetik primär ging, sind nun einmal nicht monokontextural und damit monothematisch zu bearbeiten – das wussten schon die Urväter der Kybernetik – im Gegensatz zu ihren heutigen Kollegen aus der Informatik und/oder der Künstlichen Intelligenz (siehe: Macy-Konferenzen: http://de.wikipedia.org/wiki/Macy-Konferenzen).
URL zum BCL: http://de.wikipedia.org/wiki/Biological_Computer_Laboratory und http://bcl.ece.illinois.edu/
Geschichte des BCL: http://www.univie.ac.at/constructivism/papers/mueller/mueller00-bcl.html

 

Nico Kern zu Gestaltung einer gemeinsame Zukunft während der EU-wahl

Veröffentlicht am von unter Europa und Eine Welt (A06), Nico Kern, Reden.

Mittwoch, 14. Mai 2014

 

Top 17. Auf jede Stimme kommt es an: Europawahl am 25. Mai 2014 nutzen, um die gemeinsame Zukunft zu gestalten

Antrag der Fraktion der CDU

Drucksache 16/5775– direkte Abstimmung

Unser Redner: Nico Kern
Abstimmungsempfehlung: Enthaltung (eigenem Antrag zustimmen)
Audiomitschnitt der Rede von Nico Kern anhören

 

Protokoll der Rede von Nico Kern

Präsidentin Carina Gödecke: Herr Kollege Keymis, bevor Sie zum Ende kommen und ich ein Problem bekomme: Der Herr Kollege Kern würde Ihnen gerne eine Zwischenfrage stellen.

Oliver Keymis (GRÜNE): Ja, bitte.

Nicolaus Kern (PIRATEN): Vielen Dank, Herr Kollege Keymis, dass Sie die Zwischenfrage zulassen.  Sie haben gerade zu Recht ausgeführt, dass wir uns in diesem Hause schon mit TTIP befasst haben und dass bei den Verhandlungen der audiovisuelle Bereich jetzt herausgenommen wurde. Sie sagten, wir haben eigentlich schon weitgehende Regelungen bekommen, und haben so getan, als wäre das ein bisschen überflüssig. Teilen Sie mit mir die Auffassung, dass damit nicht der Bereich des sogenannten geistigen Eigentums ausgeklammert ist, dass das Verhandlungsmandat, das jetzt noch besteht, über TTIP genau diesen Bereich neu regeln will und dass damit dieser kulturelle Bereich durchaus weiterhin betroffen und bedroht ist? Weiterlesen »

Liebe Netzgemeinde, du springst zu kurz – oder – republica – der Heißluftföhn auf der Benutzeroberfläche

Veröffentlicht am von unter Persönliche Blogposts.

Leute, ich hab’ Hals. Gestern habe ich mir Sascha Lobos Rant auf der Republica 14 per youtube angesehen. Nein, ich war selbst nicht auf der Republica. Ich war im Landtag NRW, Sitzungswoche mit u.a. drei Ausschusssitzungen, Obleuterunden, Kleinkram undsoweiter.

Abgeordnetenpflichten halt. Wenn man sowas macht, dann auch richtig. Obwohl, man muss das nicht machen – ist nämlich echt Arbeit.

Rhetorisch hat’s der Lobo drauf, ohne Zweifel, ein leidlich guter Nutzer des Effekts und des kalkulierten Worthängers. Anerkennung. Aber Christian Lindner kann das auch. Ich schlage Sascha Lobo nach dieser Rede als potentiellen Kandidaten für den zukünftigen “Christian Lindner Preis für inhaltsleere Rhetorik” vor.

Erst reitet er gefühlt ‘ne viertel Stunde auf dem Edelvogel Bekassine und dem bayrischen Spendenaufkommen für den seltenen Gefiederträger im Vergleich zum Spendenaufkommen der Netzgemeinde für Netzpolitik herum und – ja, das hat mich echt geärgert – wischt er mal soeben unter Enblendung eines, hmm, zugegeben etwas weniger glücklichen Plakats “Piraten: Man gewöhnt sich dran” die Partei einfach weg. “Piraten – uääh!”

Also, dass Julia Reda, Fotios Amanatidis, Anke Domscheit-Berg, Bruno Gert Kramm, Anne Helm und viele Andere seit Wochen durch die Lande tingeln, TTIP, Bürgerrechte, Netzpolitik und vieles Weitere thematisieren, sich also schlicht den Arsch aufreißen für den Einzug der Piraten ins EU-Parlament, mal soeben einfach weggewischt.

Ok, dass wir Piraten Fehler machen, ist mittlerweile zur Genüge bekannt. Aber ist Euch, liebe Netzgemeinde, eigentlich klar, dass eine operationsfähige Online-Gruppendynamik, eine Art Management für eine Demokratie der Vielen, hier knapp 30.000 Leutchen, nicht mal soeben einfach aus dem Boden gestampft ist? Hat nämlich bislang noch Keiner gemacht. Niemand! Ist nämlich echt neu und wesentlich mehr, als irgendwo einfach was fatzebuchmäßig zu liken. Und Wunder gibt’s weder in 6 Monaten noch in 2 Jahren.

Das einzige, was wir kennen, ist der alte Aufsatz von Mark Granovetter “The Strenghts of Weak Ties“. Und die eher unschönen gruppendynamischen Erfahrungen mit früheren Entwicklungsphasen von Parteien, wie beispielsweise der der Grünen.

Und diese Aufgabe ist jetzt auch echt was anderes, als sich als lockere Gruppe mit nur einem gemeinsamen Interesse und begrenzter, weil nicht gewählter politischer Sprechfähigkeit einmal im Jahr entrüstungsverpflichtet zur Feierabendmesse in Berlin zu versammeln, und sich vom selbsternannten Heißluftföhn der Netzgemeinde einen Einlauf verpassen zu lassen.

Die Domain netzgemeinde.de hat er gekauft – und internetministerium.de. Und das angekündigt unter großem Applaus der Zu-hörigen. Kann er behalten. Brauch’ ich nicht. So überflüssig wie ein Kropf. Popelismus.

Zu allem Überfluss zitiert er noch Herbert Marcuse – der, so Lobo, “bislang in der Netzdebatte gar nicht stattgefunden hat” – und die von ihm nochmal ventilierte alte – im Übrigen grottenfalsche – linksideologische Erkenntnis, dass Zwecke und Interessen der Herrschaft schon in die Konstruktion eines technischen Apparates eingehen.

Denn etwas in die Konstruktion einfließen zu lassen, es überhaupt anzunehmen, dass Mensch das kann, setzt eine deterministische Vorausbestimmungsmöglichkeit von Herrschaft – und Zukunft von Herrschaft – voraus, die mittlerweile historisch erwiesen nicht gegeben ist.

Denn z.B. die Erfindung des Buchdrucks wurde vom Vatikan befürwortet und gefördert als Mittel zur umfassenderen Verbreitung des Glaubens und zur Zementierung Roms und des deutschen Kaisers als zentrale spirituelle und weltliche Instanzen. Der historische Effekt von Gutenbergs Kunst war allerdings das genaue Gegenteil: Das neue Medium, – flächendeckend genutzt -, wurde zur Triebkraft von Protestantismus und politischer Dezentralisierung.

Der Vatikan zeigt, die Absicht allein ist Wurst, immer. Und man sollte sich eher Vilém Flussers Credo “Wir müssen erstmal entdecken, was wir da erfunden haben” zum Leitgedanken machen, als populistisch “Das Internet ist kaputt” in die Welt zu tröten, wenn bezogen auf das Internet im Grunde erwartbare Instrumentalisierungsversuche wirtschaftlicher und nationalstaatlicher Gewalt umsichgreifen.

In einem Punkt hat Lobo recht, das, was seit letzen Sommer fortschreitet, ist weder ein Skandal, noch eine Affäre. Es ist DER Selbstverrat des Westens an seinen erklärten Werten, es ist der größte Anschlag auf Demokratie und Bürgerrechte in der Geschichte der Menschheit. (Neben mir haben viele Piraten das von Anfang an übrigens auch so klar gesagt. Das sind beileibe keine Lobo-Credits der Klarheit.) Und der Anschlag ist definitiv vorsätzlich. Denn das Konzept des Nationalstaats ist bedroht. Die “gute Macht” (muhaha) mutiert zum Schläger.

Und was macht Lobo? Er rät erstens VW, doch endlich ein Software-Unternehmen zu werden, mokiert sich übers Navi-System des Phaeton, eines Autos, das sowieso niemand interessiert, und demonstriert die schlechte Benutzeroberfläche!

Leute, geht’s noch? Nicht nur, dass soviel klar sein dürfte, Deutschland wird es pünktlich dann geschafft haben, die weltbesten Autos zu bauen, wenn die Welt keine Autos mehr braucht, nein, Lobo verbleibt – wasweißich – schlicht auf der Benutzeroberfläche, ebenso wie sein zuhöriges Klientel, die Netzgemaainde …

Ihr starrt seit Monaten gelähmt wie das sprichwörtliche Kaninchen auf die Schlange NSA (& Co) – allein weitere mögliche Erkenntnisse gehen dabei verloren, denn das Netz, seine Neutralität und der Kampf um die Bürgerrechte sind nur die Vordergrundfolie für den Kampf eines Kapitalnetzwerks um die globale Vorherrschaft auch gegenüber Nationalstaaten. Siehe TTIP. Mehr dazu im Abschnitt “The Dark Side of the Net” meines Beitrags zu den Piraten, der am 11.05.2014 bei peira.org erscheint. [Link zum Gastbeitrag "Gedankensplitter - Richtungsstreit ..." auf peira.org]

Zum Abschluss rät Lobo, Druck auf den kleineren Koalitionspartner im Bund auszuüben, die SPD. Die SPD! Frage: Was kriegt man für so einen Rat?

Leute, Netzbewegte, ich bin immer noch stinksauer. Kämpft mit uns, scheut euch nicht, auch auf die parlamentarische Komponente zu setzen, seht uns Piraten ein paar Fehler nach – die im Übrigen immer in der Gruppendynamik neuer Bewegungen liegen – oder schlaft weiter. Und denkt über das Netz hinaus. Demokratie hatt übrigens IMMER eine ANALOGE Komponente. Umarmungen gibt es nicht online. In Südeuropa brennt gerade die Hütte, sozialpolitisch.

Und schaut euch genau an, wer euch sponsort. Nur mal so.

Ich mache erstmal weiter bis 2017. Im Landtag NRW. Vielleicht sind einige ja froh, wenn ich Arschloch dann weg bin.

Nick H.