mein Weg nach Düsseldorf – 3.Teil

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- viel Fernsehen und ein paar Tränen -

Es ist Karfreitag am Nachmittag und ich komme endlich wieder dazu etwas zu schreiben.
Was für eine Woche!
Ich werde Euch nicht langweilen und über jedes Interview und die ganzen anderen Aktivitäten schreiben, die hinter mir liegen, sondern mich auf die Ereignisse konzentrieren, die mich selbst am meisten beeindruckt haben.
Letzten Freitag hatten wir im Wahlkampfbüro in Essen in Form von Nick Leifert und seinem Team das ZDF zu Besuch.
Ich hatte erst keinen Parkplatz gefunden und kam abgehetzt an und da stand er auch schon mitten im Raum und strahlte mich an. Der überaus sympathische erste Eindruck von Herrn Leifert sollte sich im Laufe der nächsten Stunden als nicht falsch erweisen.
Nach einem Rundgang durch die Räumlichkeiten des g2a setzten wir uns mit ihm im Besprechungsraum zusammen.
Seinen ursprünglichen Plan , im Gespräch ein paar O-Töne einzufangen und zum Schluss das Kamerateam dazu zu holen, welches die Wahlkampfaktivitäten in dem anderen Raum abfilmte, veränderte er sehr schnell, nachdem er die ersten Statements von uns gehört hatte. Rasch holte er nach den ersten Minuten sein Team dazu, um von Anfang an zu drehen.
Er hatte schon vor dem Treffen viel von den uns leitenden Grundideen verstanden und stellte daher gute Fragen und hörte sehr interessiert zu. Wir unterhielten uns 1 ½ Stunden und bekamen hervorragend Raum, um unsere Inhalte und Überzeugungen darzustellen.
Am Ende war Herr Leifert tief beeindruckt.
Er hatte wohl nicht damit gerechnet so viele „zeigewürdige“ Aussagen von uns zu erhalten. Mit tiefsten bedauern äußerte er, dass er für den Bericht doch nur 3 ½ Minuten Zeit hätte und er so gerne viele unserer Statements als O-Ton bringen würde.
Ich bemerkte, es wäre dann wohl bald mal Zeit für eine Sondersendung, was er dahingehend kommentierte, das könnte in der Tat bald notwendig sein.
Wir verabschiedeten uns in bestgelaunter Stimmung und ich denke beide Seiten gingen mit einem sehr guten Gefühl aus dem Termin.
Am Nachmittag kam dann der Besuch von der ARD.
Das Ganze lief wesentlich unspektakulärer und routinierter ab. Man wollte nur mit dem „Spitzenkandidaten“ sprechen und so wurde Joachim alleine interviewt. Nach einer knappen Stunde war alles vorbei.
Nach einem weiteren Wochenende mit Infostand, Arbeit und dem Tag der politischen Arbeit, machte sich am Sonntagabend eine erste Erschöpfung bei mir breit. Seit vier Wochen hatte ich kein Wochenende mehr gehabt und ich bin wahnsinnig müde um 21:00 Uhr ins Bett gekrochen.
Montag war mein letzter Arbeitstag in meiner Firma, bevor ich meinen Jahresurlaub antrat.
Ich hatte am Samstagnachmittag bereits einen Beitrag in unser Intranet gestellt, um die Mitarbeiter von meinen Plänen zu unterrichten, was dazu führte, dass im Laufe des Tages immer wieder jemand in der Tür stand um sich zu verabschieden.
Die Supervisoren kamen direkt als ganze Gruppe mit einem riesigen Blumenstrauß und meine Kollegin hatte auch eine nette Überraschung besorgt. Ich hatte mindestens ein Dutzend Mal Tränen in den Augen, der Abschied ist mir nicht leichtgefallen. Viele habe ich damit versucht zu trösten, dass wir ja erst mal die 5% erreichen müssen und ich vielleicht ab dem 14.Mai wieder in meinem Büro sitze. Na, ja daran glauben tut niemand wirklich.
Ab Montag schlich sich dann wider langsam der kleine Troll Adrenalin bei mir ein, denn am Mittwoch sollte das aufregendste Ereignis seit der Nominierung in Münster erfolgen: Mein erster Liveauftritt im Fernsehen hier.
Ich sah am Nachmittag mit Schrecken, dass nun überraschenderweise neben Herrn Müller-Vogg und Herrn Kleinert auch Peter Tauber von der CDU an der Runde teilnehmen sollte.
Planten die ein 3 gegen 1 Szenario? Sollte ich live filetiert werden?
Mit riesen Schritten näherte sich der Mittwochabend und egal ob unter der Dusche, beim Zähneputzen oder beim Autofahren immer wieder stellte ich mir mögliche Fragen und Situationen während der Sendung vor. Der Tag kam und mit Ausschlafen war leider nichts. Ich hatte kurzfristig noch einen Interviewtermin für 10:00 Uhr morgens in Essen gelegt bekommen – egal, mittlerweile schaffen solche Zeitungsinterviews mich vom Stress abzulenken.
Mein Zug kam um 17:49 Uhr. Als ich gerade losgefahren war, bat mich Stefan Urbach per twitter schöne Grüße an Peter Lauber auszurichten und wie das bei twitter nun mal so ist, kommunizierte ich kurz danach mit Peter selbst und ich dachte, so schlimm kann es heute Abend ja gar nicht werden. (Die genaue Erklärung zu Bibern und Ottern bist Du mir noch schuldig, Peter!)
Am Maintower angekommen begrüßte mich eine Dame vom Sicherheitsdienst und sagte: Bitte fahren Sie in die 53. Etage! Schluck! Klar war mir bewusst, dass der Turm hoch ist und ich hatte mir ja schon eine Sendung der Meinungsmacher angeschaut, aber 53. Etage ist ziemlich hoch, für jemanden, der bisweilen etwas Höhenangst hat. (Ich bekämpfe das seit Jahren erfolgreich mit Bungee- oder Tandemfallschirmsprüngen dann und wann – Konfrontationstherapie vom feinsten.)
Oben angekommen werde ich freundlich empfangen und nach einer Begrüßung mit Herrn Müller-Vogg direkt zur Maske befördert. Die Dame dort klagte mir ihr Leid mit der HD-Technik und den größer gewordenen Anforderungen an ihre Schminkkünste. Es ist ja auch wirklich erschreckend, wie verkratert plötzlich manche Leute aussehen, wenn sie in HD gesendet werden.
Zurück in der Lounge traf ich auf die restlichen Teilnehmer der Sendung. Zusätzlich war unser Musikpirat mit von der Partie, was mich sehr erfreute.
Die nächste halbe Stunde unterhielten wir uns ganz entspannt über unterschiedlichste Dinge, aber auch bereits über Piraten, Urheberrecht und wie ich zu der Partei gekommen bin. Alle sprachen mir Mut zu, das wäre alles nicht so schlimm. Peter und ich mussten uns dann, auf Wunsch von Herrn Müller-Vogg, für die Sendung wieder siezen, was schon komisch war.
Fünfzehn Minuten vor Sendebeginn ging es hoch ins Studio. Hier war es ganz ruhig und fast gemütlich. Wir wurden verkabelt und unterhielten uns die ganze Zeit weiter.
Eine Minute vor der Sendung dann kurz wieder der Fluchttrieb, den ich aus früheren Prüfungssituationen kenne. Ich dachte: Ich will hier jetzt sofort raus, was mache ich hier eigentlich!
Wir gingen auf Sendung.
Es ist immer wieder das gleiche bei mir: Nach wenigen Minuten wurde ich ganz ruhig, auch wenn natürlich die Grundspannung während der Sendung anhielt.
Ich hatte das Gefühl für alle Fragen gewappnet zu sein und hatte ein trotziges „Frag mich doch, frag mich doch!“ im Kopf.
Die Situation entspannte sich dann völlig, als Peter Tauber präzise die Problematik des veralteten Urheberechts im digitalen Zeitalter und das Recht auf die Privatkopie erläuterte und er damit in wahrer Piratenmanier argumentierte. Man konnte sich fast entspannt zurücklehnen.
Gegen Ende konnte ich noch die Untersuchungen zu dem Musikerwerb von filesharern platzieren, wonach dann prompt das Thema gewechselt wurde und dann war die Zeit auch schon um. Letztendlich hatten sich die analoge und die digitale Welt gegenüber gesessen, aber nicht, wie ich befürchtet hatte, im Verhältnis 3:1 sondern 2:2. Als die Kameras aus waren, sprach Herr Müller-Vogg Peter Tauber auch direkt darauf an, was das denn jetzt war.
Danach plauschten wir noch alle zusammen eine halbe Stunde bei einem Glas Wein in der Lounge als ob nichts gewesen war.
Fazit: Ein bisschen Aufregung und Adrenalin ist sicher nicht verkehrt vor einem Auftritt, aber macht Euch nicht verrückt, wenn ihr demnächst mal ins Fernsehen müsst – ist alles halb so schlimm, und gebissen wird nur vor der Kamera.
Feuertaufe bewältigt – ich fühle mich gut.
Auf zu neuen Wahlkampftaten!