Veröffentlicht am von in Kultur- und Medien (A12), Lukas Lamla, Reden.

Mittwoch, 16. Oktober 2013

 

TOP 3.    Zukunft braucht Herkunft – Für eine zukunftsgerichtete Denkmalförderpolitik in Nordrhein-Westfalen

Antrag der Fraktion der CDU
Direkte Abstimmung
Unser Redner: Lukas Lamla
Unsere Abstimmungsempfehlung: Ablehung/Enthaltung/Zustimmung zur Ausschussüberweisung
Entschließungsantrag Piraten: Zustimmung
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Audiomitschnitt der Rede von Lukas Lamla als Download


Protokoll der Rede von Lukas Lamla:

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren auf den Zuschauertribünen und zu Hause! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die meisten von Ihnen werden die Erlebnisse von bedeutenden Archäologen wie Ludwig Borchardt, Heinrich Schliemann, Dr. Henry Walton Jones junior oder der 11. Gräfin von Abbington kennen. Diese Koryphäen ihres Faches halten uns immer wieder vor Augen, welche Rolle Bodendenkmäler im Hier und Heute für die Erinnerung und die Identitätsstiftung spielen.

Die Faszination für archäologische Fundstücke, seien es Hinterlassenschaften alter Zivilisationen oder Objekte aus der Industriearchäologie oder, Herr Ott, durchaus auch Bauten aus den 60er- und 70er-Jah-ren, ist und bleibt ein Generationsthema. Das Vergangene ist nicht vergraben und vergessen, sondern lebt durch die Arbeit von Archäologinnen, Historikerinnen und Handwerkerinnen sowie vielen Ehrenamtlichen für uns alle weiter.

Gerade in Zeiten der klammen Haushaltskassen werden auch langfristig relevante Aufgaben zu Kostenneutralität zusammengestutzt und umgemodelt, um einer Schuldenbremse gerecht zu werden. Künftige Generationen werden sich aber mit großer Wahrscheinlichkeit über eine mangelhafte Denkmalpflege und verlorene Kulturgüter in NRW mehr als ärgern. Ja, sie werden sich sogar die Haare raufen, wenn ab 2014 Investitionen in Denkmäler einer viel stärkeren Ökonomisierung ausgesetzt worden sein werden. Durch die Umstellung der Zuschüsse auf Darlehen werden Schulden auf private Schultern verteilt. Und wenn ein privates Darlehen nicht möglich ist, was dann? Das weiß keiner so recht. Darüber müssen wir reden.

Wollen wir, dass ausschließlich die finanzstärkeren Unternehmen oder Personen in Zukunft die Verantwortung für langfristige und sogar hoheitliche Aufgaben wie den Denkmalschutz übernehmen sollen? Nein, das wollen wir nicht, denke ich. Diese Gefahr sollte uns bewusst sein.

Die Geschichtsschreibung als Wissenschaft interessiert sich nicht für rentable Denkmäler, sondern für ein möglichst flächendeckendes Aufkommen von Fakten, Daten und Artefakten. Wenn diese aufgrund von mangelndem Geld und Investitionsinteresse jedoch zerfallen, zerfällt auch ein Stück von uns. Dann zerfällt auch ein Stück Generationsgerechtigkeit.

Wir begrüßen daher den Antrag der CDU-Fraktion und möchten dem Ansinnen dieses Antrags mit unserem Entschließungsantrag noch ein bisschen Nachdruck verleihen. Wir wollen ergänzend zur Ausarbeitung eines umfassenden Denkmalförderkonzepts ein klares Nein zu einer Umstellung und einen Verzicht darauf.

Die Denkmalpflege und die Archäologie haben in der heutigen Zeit einen festen Sitz in unserem Land NRW. Sie sind sogar bis in die Popkultur hinein verankert.

Echte Archäologen jagen zwar nicht immer spannenden Abenteuern und Schätzen hinterher. Jedoch leisten unsere Archäologen und Historiker einen soliden Beitrag, um unsere Vergangenheit und damit auch ein Stück Verständnis für die kulturellen Wurzeln unserer Gesellschaft zu verankern. Das sollte auch in Zukunft ohne zu starke finanzielle Abhängigkeit möglich sein. – Vielen Dank, meine Damen und Herren.

(Beifall von den PIRATEN)

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