Veröffentlicht am von in Reden, Sport (A16).

Donnerstag, 21. März 2013

 

TOP 12. Inklusion im Sport voranbringen – Gemeinsamen Sport von Menschen mit und ohne Behinderung fördern

Antrag der Fraktion der SPD und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN
Block I
Überweisung an den Sportausschuss
– federführend – sowie an den Ausschuss für Arbeit, Gesundheit und Soziales; die abschließende Beratung und Abstimmung sollen im federführenden Ausschuss in öffentlicher Sitzung erfolgen.
Unser Redner: Lukas Lamla
Unsere Abstimmungsempfehlung: Zustimmung

Audiomitschnitt der Rede von Lukas Lamla

Videomitschnitt der Rede von Lukas Lamla

Das Wortprotokoll zur Rede von Lukas Lamla:

Lukas Lamla (PIRATEN): Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Der Antrag „Inklusion im Sport voranbringen“ ist mit Sicherheit positiv zu bewerten. Auf der einen Seite verdeutlicht er den international hohen Stellenwert der Inklusion im Sport. Auf der anderen Seite wird die Inklusion im Sport auch hier im Landtag NRW mit der gebührenden Aufmerksamkeit behandelt.

Mit Blick auf Artikel 30 der UN-Behindertenrechtskonvention – Herr Lürbke sprach eben davon – ist es seit März 2009 für alle Mitgliedstaaten verpflichtend, Inklusion im Sport voranzu-treiben. Das gilt somit auch für Deutschland und NRW.

Bei dieser Gelegenheit möchte ich Sie darauf hinweisen, dass das Thema „Behinderten-sport“ bereits seit 30 Jahren auf Ebene der Sportministerkonferenz bearbeitet und diskutiert wird. Während der letzten 30 Jahre standen dabei Themen wie die Entwicklung und Finan-zierung des Behindertensports, die Förderung des Leistungssports und die Barrierefreiheit im Sport auf der Tagesordnung.

2003, also bereits vor zehn Jahren, hat die Sportministerkonferenz den Beschluss gefasst, den barrierefreien Ausbau der Sportstätteninfrastruktur zu empfehlen. Vor diesem Hinter-grund ist es umso erstaunlicher, dass in der zehnseitigen Richtlinie zur Sportstättenförderung in Nordrhein-Westfalen auf die barrierefreie Zugänglichkeit und Nutzbarkeit lediglich mit dem Begriff „behindertengerecht“ verwiesen wird.

In Ihrem Antrag schreiben Sie von einer stärken Gewichtung der barrierefreien Zugänglich-keit. Allerdings sollten Sie darauf zu sprechen kommen, dass die Grundsätze der Inklusion in der bisherigen Richtlinie ausgespart wurden und es jetzt darum geht, eine verpflichtende Verankerung bzw. Formulierung in die Richtlinie aufzunehmen, die der Inklusion in vollem Umfang Rechnung trägt.

Meine Damen und Herren, trotzdem war NRW bisher nicht untätig. Im Gegenteil: Im November 2004 zum Beispiel – lange vor unserer Zeit – wurde im Sportausschuss das Thema „Behindertensport“ umfassend behandelt. Festgestellt wurde, dass Behindertensport – insbesondere seine Förderung – sportartenspezifisch zu betrachten sei. Der Behinderten-Sportverband wies darauf hin, dass es in jeder Sportart wesentliche Unterschiede im Hinblick auf Entwicklung, Organisation und Flächendeckung gebe. So sei der Begriff „Barrierefreiheit“ in einer Sportart wie Rollstuhl-Basketball anders zu definieren als zum Beispiel im Bereich des Blindensports.

Das ist ein Punkt, den wir in diesem Zusammenhang nicht unkommentiert lassen können, ist die folgende, eher nichtssagende Forderung: Der Landtag fordert die Landesregierung auf, das Leistungssportprogramm 2012 auch im Sinne der Inklusion umzusetzen.

Nun, was soll das konkret heißen „im Sinne der Inklusion umzusetzen“? Dazu sollte man vielleicht wissen, dass das Leistungssportprogramm 2012 vom Innenministerium und vom Landessportbund konzipiert wurde. Wer fehlt? – Richtig, der Behinderten-Sportverband! Der Behinderten-Sportverband war also bei der Erstellung des Leistungssportprogramms nicht beteiligt. Daher ist es kaum verwunderlich, dass die Begriffe „Inklusion“, „Barrierefreiheit“ und „Zugänglichkeit“ nicht mit einer Silbe erwähnt werden. Hingegen wird in der Präambel des Leistungssportprogramms eine begriffliche Abgrenzung des Behindertensports zum Leistungssport vorgenommen. Die Entscheidung, ob eben das im Sinne der Inklusion ist, überlasse ich einmal Ihnen.

Ich muss noch etwas loswerden: Frau Kraft lobte damals in ihrer Regierungserklärung die Paralympischen Spiele und die Olympischen Spiele als Musterbeispiele der Inklusion. Nun, entweder hat sie das Konzept der Inklusion nicht richtig verstanden,

(Beifall von den PIRATEN, der CDU und der FDP)

oder sie verdrängt, dass die Athleten eben nicht gemeinsam auftreten, nicht gemeinsam im Fokus der Öffentlichkeit stehen und nicht gemeinsam die Lorbeeren für ihre harte Arbeit ernten können.

Natürlich ist es in einem gerechten Wettkampf nicht möglich, dass sich ein 100-Meter-Sprinter mit einem Rollstuhlfahrer sportlich misst. Dennoch wäre es denkbar, dass sich zu-nächst die 100-Meter-Sprinter duellieren und direkt im Anschluss die Rollstuhlfahrer.

Wir werden jetzt und hier die Olympischen und die Paralympischen Spiele nicht ändern können. Aber wir können zumindest Impulse setzen. Das Thema „Behindertenleistungs-sport“ wie es im Antrag mit dem lapidaren und nichtssagenden Hinweis „im Sinne der Inklusion“ umgesetzt werden soll, hilft einem nicht wirklich weiter. Ich denke, darin sind wir uns alle einig.

Wir werden uns im Ausschuss mit den einzelnen Forderungen des gut gemeinten und durchaus sinnvollen Antrags auseinandersetzen und stimmen natürlich der Überweisung in den Ausschuss zu. – Vielen Dank.

(Beifall von den PIRATEN)

Vizepräsident Dr. Gerhard Papke: Vielen Dank, Herr Abgeordneter.

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