Mittwoch, 27. Februar 2013
TOP 9. Verbesserung der Lebensbedingungen von Bienen und anderen pollen- und nektarsammelnden Insekten
Antrag der Fraktion der PIRATEN
Unsere Abstimmungsempfehlung: Zustimmung
Audiomitschnitt der Rede von Lukas Lamla
Videomitschnitt der Rede von Lukas Lamla
Das Wortprotokoll zur Rede von Lukas Lamla
Lukas Lamla (PIRATEN): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
(Unruhe)
Präsidentin Carina Gödecke: Liebe Kolleginnen und Kollegen, verstehen muss man den Kollegen Lamla schon können.
(Zurufe von der SPD: Hören, hören!)
Lukas Lamla (PIRATEN): Hören reicht. Das ist hier aber auch ein Gewusel wie in einem Bienenstock. Verzeihen Sie den schlechten Wortwitz!
Meine Damen und Herren! Was die Honigbiene für unsere Umwelt bedeutet, das lernen Kinder heute schon in der Grundschule. Mit der Honigbiene selbst verbinden wir alle meist nur Positives: leckeren Honig, das wohlriechende Wachs und die Kerzen. Wenn wir an die Honigbienen denken, dann vergessen wir jedoch meist ihre über 500 Artverwandten, nämlich die Wildbienen.
Genau diese Wildbienen sind es neben einer weiteren Reihe von Faltern, Fliegen und Käfern, die mit ihrer Bestäubungsleistung eine elementare Schlüsselrolle im landwirtschaftlichen Ökosystem einnehmen. Auf der Suche nach Nektar übertragen sie den Pollen von Blüte zu Blüte und sorgen so dafür, dass im Spätsommer an einem Apfelbaum auch ein Apfel hängt. Denn nur dort, wo eine Bestäubung stattgefunden hat, kann auch eine Frucht entstehen.
Sogar im Bereich der nachhaltigen Energiepolitik spielt diese Bestäubungsleistung eine wichtige Rolle. So bilden zum Beispiel Rapsschoten umso mehr Erträge, je intensiver sie von den Bienen besucht werden. Den Wert dieser Bestäubungsleistung kann man sogar beziffern. Er beträgt allein hier in Deutschland jährlich ca. 2,5 Milliarden €.
Aber um die Bienen steht es bei uns nicht so gut, denn von den etwas über 500 Wildbienenarten sind fast 200 stark vom Aussterben bedroht, 38 sind nachweislich bereits ausgestorben. Manche Quellen sprechen sogar von über 60 % gefährdeter Arten.
Wie kommt das? Als eine der wesentlichen Ursachen wird die Landnutzung aufgeführt, dort vor allem die intensive moderne Landwirtschaft. Wir alle kennen die kräftig gelben, fast bis zum Horizont reichenden Rapsfelder im Sommer. Man könnte fast meinen: Die auf Nektar angewiesenen Insekten leben dort in einem Paradies. Ja, das tun sie auch für ca. drei Wochen. Davor und danach müssen sie hungern, denn in so einer Agrarmonokultur blüht nichts mehr. Und genau das ist das Problem.
Um einen Artenreichtum an Blütenbestäubern zu gewährleisten, ist es absolut notwendig, während der gesamten Vegetationsperiode eine kontinuierliche Nahrungsgrundlage zu schaffen. Dabei ist es egal, ob man zuerst die ökologischen oder die volkswirtschaftlichen Interessen in den Vordergrund stellt; denn beide Bereiche stehen in direktem Zusammenhang und können nicht unabhängig voneinander betrachtet werden.
Die acht Forderungen in unserem Antrag stellen einen ersten Schritt dar, dieses Problem zu lösen. Damit sollen Landwirte und die Bevölkerung für dieses Problem sensibilisiert werden, und sie sollen dazu führen, dass erste konkrete Maßnahmen getroffen werden.
Noch ein paar Nice Facts zu diesem Antrag: Die Urfassung dieses Antrags wurde im saarländischen Landtag durch die Fraktionen der Grünen und der Piraten ins Plenum eingebracht und dort auch von allen Fraktionen erfolgreich beschlossen. Schon damals habe ich diesen Antrag für die Piratenfraktion beratend begleitet und konnte als Imker mein Fachwissen dort einbringen. In NRW wurde der Antrag von uns noch einmal überarbeitet. Dabei wurden von uns im Vorfeld gezielt Imker angeschrieben und nach ihrer Meinung gefragt. Menschen, die vorher mit Politik wenig zu tun hatten, konnten sich plötzlich direkt an einem parlamentarischen Prozess beteiligen.
(Beifall von den PIRATEN)
Diese Tatsache freut mich besonders; denn das ist Mitmach-Politik, wie sie erst durch das Internet möglich wurde. Weiterhin freue ich mich außerordentlich über die positiven Stimmen und Signale der Regierungsfraktionen zu unserem Antrag im Vorfeld; denn das zeigt doch, dass dies ein wichtiges Thema ist. – Vielen Dank, meine Damen und Herren.
(Beifall von den PIRATEN und Norwich Rüße [GRÜNE])
Präsidentin Carina Gödecke: Vielen Dank, Herr Kollege Lamla.