Oliver Bayer zum Stopp der PKW-Maut

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Donnerstag 06. November 2014

 

Top 1. A k t u e l l e  S t u n d e

Erst Bürokratie-, jetzt Datenmonster – NRW  muss PKW-Maut stoppen. Keine Totalüberwachung in NRW!
Aktuelle Stunde auf Antrag der Fraktion der PIRATEN
Drucksache 16/7213
in Verbindung damit
Interessen von Nordrhein-Westfalen werden übergangen – Pkw-Maut schadet Tourismus, Gastronomie und Einzelhandel
Aktuelle Stunde auf Antrag der Fraktion der FDP
Drucksache 16/7214
MdL Oliver Bayer Foto A.KnipschildUnser 1. Redner: Oliver Bayer
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Videomitschnitt der kompletten Debatte:

Protokoll der Rede von Oliver Bayer

 

Oliver Bayer (PIRATEN): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Besucher hier, am Stream und auf den Autobahnen! Die Zuhörer auf den Autobahnen sind vielleicht ein bisschen mehr als sonst, ein kleiner Vorgeschmack. Denn an Tagen wie heute merken wir, wie wichtig die Verkehrsinfrastruktur für uns ist und wie sehr wir darauf angewiesen sind, dass Bus, Bahn und Straße funktionieren und verantwortungsvoll gestaltet werden auch für die, die da am Eingang stehen.

Wir wissen, dass unsere Infrastruktur marode ist. Denn Sie haben leider total vergessen, in die Instandhaltung zu investieren. Wir haben alle Milliardenbeträge ausgerechnet, die uns bei Straße, Bahn und ÖPNV jährlich fehlen. Doch Minister Dobrindt fordert von der Bahn weiter höhere Dividenden, und den Bedarf beim ÖPNV ignorieren Bund und Land komplett. Unserer Patientin, der Verkehrsinfrastruktur, geht es nicht gut. Weiterlesen »

netzpolitik.org alles Gute zum Geburtstag

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netzpolitik.org geburtstagsfotoSeit zehn Jahren bloggt ihr, das Team um Markus Beckedahl bei netzpolitik.org zur deutschen und internationalen Netzpolitik. Dafür möchte ich Euch herzlich danken!

Ihr legt immer wieder den Finger in die netzpolitischen Wunden – immer der Sache verpflichtet. Ihr habt zahlreiche brisante Dokumente veröffentlicht und die Debatten rund um Themen wie ACTA, TTIP oder die NSA-Leaks von Snowden spürbar vorangetrieben. Danke für Eure Ausdauer und Eure Begeisterung! Es ist auch Euch zu verdanken, dass Netzpolitik die Nische verlassen hat und in der Mitte der Gesellschaft und Politik angekommen ist.

Ich wünschen Euch weiter viel Erfolg bei der Arbeit und viel Spaß auf der Geburtstagskonferenz ‘Das ist Netzpolitik!’.

Happy Birthday Netzpolitik.org

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ball im korbWir wünschen www.netzpolitik.org alles Gute zum Geburtstag! Seit zehn Jahren bloggt ein Team um Markus Beckedahl zur deutschen und internationalen Netzpolitik. „Ihr legt immer wieder den Finger in die netzpolitischen Wunden – immer der Sache verpflichtet. Ihr habt zahlreiche brisante Dokumente veröffentlicht und die Debatten rund um Themen wie ACTA, TTIP oder die NSA-Leaks von Snowden spürbar vorangetrieben. Danke für Eure Ausdauer und Eure Begeisterung. Es ist auch Euch zu verdanken, dass Netzpolitik die Nische verlassen hat und in der Mitte der Gesellschaft und Politik angekommen ist!“ sagt Daniel Schwerd, unser Netzpolitischer Sprecher. „Wir wünschen Euch weiter viel Erfolg bei der Arbeit und viel Spaß auf der Geburtstagskonferenz: ‚Das ist Netzpolitik !'“

Landtag Intern, Ausgabe 8, 1.10.2014

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Online-Einbruch bei NRW-Unternehmen – ignorieren statt handeln

NSA und GCHQ haben Internetanbieter in NRW gehackt. Die Zugriffsmöglichkeit der Geheimdienste auf die Netze von Telekom, NetCologne und Stellar PCS hatte der SPIEGEL Mitte September aufgedeckt. Damit ist das Szenario eingetreten, welches wir seit den ersten Enthüllungen von Edward Snowden vorhergesagt haben: Die Unternehmen in NRW sind nicht sicher vor der Überwachung durch ausländische Geheimdienste und Millionen Menschen sind davon betroffen. Wenn NSA & Co. selbst das Netz eines regionalen Internetanbieters wie NetCologne ausspionieren, dann kann man nicht mehr von einem sicheren Datenverkehr sprechen.

Am 18. September haben wir das Thema mit einer Aktuellen Viertelstunde im Innenausschuss auf die Agenda gesetzt. Aber nach den Antworten von Innenminister Jäger bleibt der Eindruck zurück: Die Landesregierung ignoriert, anstatt zu handeln. Dabei brauchen wir dringend Taten, denn es handelt sich hierbei nicht um Einbrüche auf Server, die man mit einer Firewall stoppen könnte. Die Netze selbst sind infiltriert und dagegen hilft nur politischer Druck auf allen Ebenen. Das „technisch Machbare“ darf nicht die Maxime des Handelns der Geheimdienste im Netz bleiben.

In NRW fehlen zudem eine massive Aufklärungskampagne für Verschlüsselung im Internet und wirksame Kontrollen für die Beachtung von Sicherheitsvorgaben, auch auf kommunaler Ebene. All das fordern wir in diversen politischen Initiativen seit langem. Offen bleibt auch die Frage, warum die Landesregierung von den Eingriffen selbst erst aus der Presse erfahren hat, obwohl die Unternehmen schon wochenlang davon wussten. Werden Cyber-Kompetenzzentrum und NRW-Verfassungsschutz nicht als vertrauenswürdige Partner für NRW-Unternehmen wahrgenommen? Hier besteht Aufklärungsbedarf. Aktuell ermittelt die Staatsanwaltschaft Köln in der Sache, noch gegen Unbekannt. Wir werden dem Thema im Landtag NRW weiter politisch Nachdruck verleihen.

 

Vollständige Ausgabe 8

Landesregierung und die Geheimdienste: Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen.

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selfie-413162_640Der Spiegel berichtet, dass die Geheimdienste NSA und GCHQ im Rahmen des Spionageprogramms “Treasure Map” Zugriff auf das Netz der Deutschen Telekom und der im Kölner Raum tätige Firma Netcologne haben. Vor einigen Wochen bereits wurde bekannt, dass auch die Satelliten-Kommunikationsanbieter Stellar und Cetel in Nordrhein-Westfalen Ziel von Geheimdienstangriffen waren. Beide Informationen stammen aus Unterlagen des US-Geheimdienstenthüllers Edward Snowden.

Im Rahmen einer “aktuellen Viertelstunde” haben wir das Thema heute im Innenausschuss des Landtages besprochen, und Fragen an das Innenminísterium gestellt.

Nicht allzu viel kam dabei rum, sinngemäß: Wir wissen nichts, von dieser Angelegenheit haben wir erst durch die Presse erfahren, wir haben keine gesicherten Erkenntnisse, es ist Bundesangelegenheit. Solange Unternehmen nicht zu den Behörden kommen, könne man nichts tun, einen Anfangsverdacht auf weitere Einbrüche sähe man nicht. Eine absolute Sicherheit gegen Hacker gibt’s nicht, ein Angriff auf die Kommunikation der Kölner Polizei sei unwahrscheinlich.

Haarsträubend, wie die Landesregierung und die Landesbehörden den Kopf in den Sand stecken. Es drängt sich die Frage auf, ob Cyber-Kompetenzzentrum und NRW-Verfassungsschutz nicht als vertrauenswürdige und seriöse Partner für NRW-Unternehmen wahrgenommen werden. Vollkommen unverständlich ist, dass man immer noch keinen Anfangsverdacht für weitere Einbrüche in Nordrhein-Westfalens Unternehmen, bzw. für Spionage gegen Bürger unseres Landes sieht.

Dazu haben wir jetzt eine Pressemitteilung rausgegeben:
http://www.piratenfraktion-nrw.de/2014/09/online-einbruche-ignoranz-des-themas-kennt-keine-grenzen/

Auch die Piraten im Kölner Rat haben sich bereits diesem Thema angenommen, und unangenehme Fragen nach der Bedeutung für die Stadtverwaltung, die Kölner Polizei und die Bürger gefragt.
http://thomashegenbarth.wordpress.com/2014/09/16/weitergehen-hier-gibts-nichts-zu-sehen/

Ein parlamentarischer Antrag dazu ist auch in Planung, ich halte Euch auf dem Laufenden.

Wir thematisieren Online-Einbruch von NSA & Co. im Landtag NRW

Veröffentlicht am von unter Das Neueste, Homepage, Innenausschuss (A09), Pressemitteilungen.

Aktuelle Viertelstunde im Innenausschuss am 18. September 2014

NSA und GCHQ haben vier Internet-Anbieter in NRW gehackt: Die Netze liegen offen im Zugriff ausländischer Geheimdienste, wie der SPIEGEL heute berichtet. Am Donnerstag, 18.09.14, wird sich der Innenausschuss auf Antrag der Piraten mit dieser Thematik beschäftigen. Frank Herrmann, Sprecher der Piratenfraktion NRW im Innenausschuss des Landtags NRW:

„Was muss denn noch geschehen, damit unsere Landesregierung die Dramatik dieser Überwachung wahrnimmt und endlich handelt? Zig Millionen Menschen sind davon betroffen – tausende Unternehmen werden ausspioniert. Wenn NSA & Co. selbst vor einem kleinen, regionalen Internet-Anbieter, wie NetCologne, nicht zurückschrecken, kann man schon längst nicht mehr von einem sicheren Datenverkehr sprechen.

Sollten die im SPIEGEL zitierten Aussagen zutreffen, haben wir längst den Super-GAU der Überwachung. Die Landesregierung muss endlich einsehen, dass, nur weil man die Einbruchsstelle in das Internet nicht sieht, sie dennoch existiert und unsere aller Daten längst den Spionen vorliegen. Wozu ist ein ‚Cyber-Abwehrzentrum‘ eingerichtet, wenn dort nichts erkannt wird?

Wir stellen vier zentrale Fragen im kommenden Innenausschuss und Minister Jäger soll sich nicht wagen, wieder die Schuld bei der Bundesregierung zu suchen oder sich auf ‚unsichere Quellen‘ zu berufen. Weiterlesen »

Lukas Lamla zur Förderung und Entwicklung der Kultur, der Kunst und der kulturellen Bildung

Veröffentlicht am von unter Kultur- und Medien (A12), Lukas Lamla, Reden.

Freitag, 12. September 2014

 

Top 5. Gesetz zur Förderung und Entwicklung der Kultur, der Kunst und der kulturellen Bildung in Nordrhein-Westfalen (Kulturfördergesetz NRW)

Gesetzentwurf der Landesregierung

Drucksache 16/6637

Unser Redner: Lukas Lamla

Abstimmungsempfehlung: Zustimmung zur Auschussüberweisung
Audiomitschnitt der Rede von Lukas Lamla anhören

Audiomitschnitt der Rede von Lukas Lamla als Download
 


Protokoll der Rede von Lukas Lamla

Vizepräsident Dr. Gerhard Papke: Vielen Dank, Frau Kollegin Schmitz.  Nächster Redner ist für die Piratenfraktion Herr Kollege Lamla.

Lukas Lamla (PIRATEN): Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Liebe Zuschauer auf den Tribünen, zu Hause im Stream und später auf YouTube! Nach Monaten, wenn nicht sogar nach Jahren des Wartens und vielen vielversprechenden Zwischenmeldungen ist das Kulturfördergesetz endlich da. Weiterlesen »

Lesung von Marco Bülow und Torsten Sommer

Veröffentlicht am von unter Persönliche Blogposts.

Der SPD-Bundestagsabgeordnete Marco Bülow und der Dortmunder Landtagsabgeordnete der Piratenpartei Torsten Sommer lesen am 8. September im Taranta Babu aus den Büchern “1984” von George Orwell und “Die globale Überwachung” von Glen Greenwald.

Der dystopische Roman von George Orwell ist eine der düstersten Zukunftsvisionen der Literatur. Er zeichnet darin mit analytischer Schärfe das Schreckensbild eines totalitären Überwachungsstaates. Glen Greenwald bringt anhand einer Fülle von exklusiven Geheimdokumenten das ganze Ausmaß der heutigen Massenüberwachung ans Licht.

Hintergrund dieser Lesung ist die vom „Internationalen Literaturfestival Berlin“ initiierten Aktion „Worldwide Reading“. Am 8. September werden auf weltweit stattfindenden Veranstaltungen Texte für Edward Snowden gelesen. Bei den Lesungen werden Texte aus einer Sammlung von Statements und Interviewausschnitten von Edward Snowden mit der ARD, dem Spiegel, der NBC, dem Guardian und weiteren Medien sowie Auszüge aus Glenn Greenwalds „Die globale Überwachung“ vorgelesen.

Ziel der Aktion ist es, Solidarität für Snowden einzufordern, der durch seine Enthüllungen auf massive Spionageunternehmungen der USA aufmerksam und sich selbst dadurch zum Staatsfeind machte. Es geht aber darum, insgesamt ein Zeichen für Whistleblower zu setzen, die mutig auf Missstände hinweisen und dabei ihren Ruf, ihren Job und manchmal sogar ihr Leben riskieren.

Lesung für Edward Snowden

  • 8. September 2014
  • Beginn: 17:30 Uhr
  • Ende: 18:30 Uhr
  • Ort: Taranta Babu, Humboldtstraße 44, in Dortmund

Der Eintritt ist frei.

Torsten Sommer - Bürgerrechte muss man wählen!

Lesung für Edward Snowden

Veröffentlicht am von unter Persönliche Blogposts, Torsten Sommer.

Dortmunder Beitrag zum Internationalen Lesetag: „Edward Snowden“

Der Dortmunder SPD-Bundestagsabgeordnete Marco Bülow und der Dortmunder Landtagsabgeordnete der Piratenpartei Torsten Sommer laden zu einer gemeinsamen öffentlichen Lesung zu Edward Snowden ein. Herr Bülow wird aus dem Buch von Glenn Greenwald, „Die globale Überwachung“ lesen, Herr Sommer liest aus dem Buch „1984“ von George Orwell.

Lesung für Edward Snowden
8. September 2014
Beginn: 17:30 Uhr
Ende: 18:30 Uhr
Ort: Taranta Babu, Humboldtstraße 44, in Dortmund

Hintergrund dieser Lesung ist die vom „Internationalen Literaturfestival Berlin“ initiierten Aktion „Worldwide Reading“. Am 8. September werden auf weltweit stattfindenden Veranstaltungen Texte für Edward Snowden gelesen. Bei den Lesungen werden Texte aus einer Sammlung von Statements und Interviewausschnitten von Edward Snowden mit der ARD, dem Spiegel, der NBC, dem Guardian und weiteren Medien sowie Auszüge aus Glenn Greenwalds „Die globale Überwachung“ vorgelesen. Ziel der Aktion ist es, Solidarität für Snowden einzufordern, der durch seine Enthüllungen auf massive Spionageunternehmungen der USA aufmerksam und sich selbst dadurch zum Staatsfeind machte. Es geht aber darum, insgesamt ein Zeichen für Whistleblower und Menschen zu setzen, die mutig auf Missstände hinweisen und dabei ihren Ruf, ihren Job und manchmal sogar ihr Leben riskieren. Egal ob es sich dabei um ehemalige Geheimnisträger Journalisten, oder andere Bürgerinnen und Bürger handelt.

The Dark Side of the Net

Veröffentlicht am von unter Persönliche Blogposts.

Spätestens seit 2013 haben wir schreckliche Gewissheit über etwas, das, bedingt durch die Aktivitäten von Facebook, Google, Apple, Amazon, Microsoft und Co von Vielen vorher schon geahnt werden konnte und von etwas weniger als Vielen auch tatsächlich schon gewusst wurde.

Das Netz, bis dato als Fanal einer neueren Version der weltumspannenden Meinungsfreiheit und als Ermöglichungsrahmen der Weiterentwicklung einer Demokratie der Wenigen zu einer der Vielen gefeiert, bietet ebenfalls die technisch realisierbare Möglichkeit, Schwerkraftzentren der Informationsmacht auszubilden.

Das Netz ist in seiner technischen Anlage von vornherein nicht notwendigerweise demokratisch oder neutral, auch wenn viele der zugrundeliegenden Protokolltechniken auf dem Kollisionsprinzip [1] aufsetzen. Es besteht eben immer auch die Möglichkeit der Priorisierung und der Bildung von “Zentren”. Und genau das wird realisiert von Denjenigen, die ein konkretes Macht- oder Geschäftsinteresse damit verbinden. Aktuell bildet sich dieser Konflikt in der Debatte um die Netzneutralität ab.

Auf einer Seite, der Achse der vorwiegend informationsökonomischen Interessen, geschah die Ausbildung eines informationswirtschaftlichen Oligopols der fünf Global Player, der oben schon erwähnten Unternehmen Google, Facebook, Apple, Amazon und Microsoft, umkreist von diversen kleineren Satelliten.

Auf einer anderen Seite – aufgedeckt durch Edward Snowden – geht es um eine durch Sicherheitsinteressen und Terrorgefahr fadenscheinig begründete massive Sammeltätigkeit von Informationen. Staaten, die über die technischen und wirtschaftlichen Mittel verfügen, wie die der sogennannten Five Eyes Alliance, führen angeführt von den USA über ihre Geheimdienste einen totalitär zu nennenden Krieg gegen die bürgerrechtlichen Ansprüche der eigenen und der Bürger befreundeter Staaten.

Beiden gemein ist ein hier soziologisch, dort ökonomisch motivierter Alchimistentraum, und zwar der von der totalen Vermessung der Gesellschaft. Man will einen Plan haben, hier für die Erfassung der Bürgerinnen und Bürger, dort für die Kundinnen- und Kundenfunktionen, um den eigenen wirtschaftlichen Erfolg oder den Erfolg der Macht planbar zu machen. Die totale Realisierung dessen, was man zur Zeit des Sowjetregimes im Westen verächtlich “Planwirtschaft” nannte. Ein weiterer bitterer Witz der Geschichte.

Hinter den unterschiedlich motivierten Datensammlungen selbst gelangt ein zweites Moment in den Blick, das bei genauer Betrachtung nicht weniger skandalös ist, nämlich die vorauszusetzende Annahme, dass aufgrund dieser persönlichen Daten sinnvolle Erhebungen überhaupt möglich sind, so dass der einzelne Netzakteur in der Vorhersage seines Verhaltens auch außerhalb des Netzes in einem gewissen Sinn determinierbar ist. Das erste Mal in der Geschichte der Menschheit taucht nun die in Philosophie und Technik schon lange bekannte Determinismusfrage in einem technisch-politisch-gesellschaftlichen Kontext auf, und zwar nicht als Frage, sondern als Setzung.

Dieser durch Technikmißbrauch realisierte Gegenentwurf zu Freiheit und Vertrauen stellt die eigentliche Diskriminierung dar, die mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit technisch-algorithmisch getroffene Fehlentscheidungen — über Menschen und Gruppen von Menschen — zur Folge haben wird. Denn schon nicht-triviale finite Automaten sowie Ensembles aus solchen Automaten sind analytisch nicht determinierbar, geschichtsabhängig und in ihrem Verhalten unvoraussagbar.[2,3] Dies muss dann erst recht für Menschen, Menschengruppen und Gesellschaften gelten. Denn wir sind — glücklicherweise — etwas mehr als monokontexturale nicht-trivale finite Maschinen.

Das heißt aber nicht, dass Netzphänomene und die ihnen zugrundeliegenden Daten keinerlei analytischen Verfahren zugänglich wären. Unlängst förderte eine Analyse der weltweiten Kapitalströme und -beteiligungen Interessantes zutage. “The Network of Global Corporate Control” ist der Titel einer Studie der systemanalytischen Arbeitsgruppe von Stefania Vitali, James Glattfelder und Stefano Battiston an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich.[4]

Die drei Wissenschaftler ermittelten auf der Basis von Daten der 37 Millionen Firmen enthaltenden Unternehmensdatenbank Orbis 2007 etwa 43.000 Firmen, die die OECD-Definition [5] global operierender Konzerne erfüllen. Aus diesem Pool wurden wiederum über spezielle Verfahren der Ermittlung von Beteiligungen 1318 Unternehmen isoliert, die sich durch eine hochgradig miteinander verwobene Eigentumsstruktur auszeichnen.

Diese sind zusammengenommen verantwortlich für ca. 20% der weltweiten operativen Umsätze und kontrollieren die Mehrheit der weltgrößten Unternehmen mit der höchsten Marktkapitalisierung, also AGs, Aktiengesellschaften. Aus diesen 1318 Firmen konnten — gewissermaßen als innerer Kern — 147 Unternehmen ermittelt werden. Diese weniger als 1% des ursprünglichen Datensatzes vereinen im Wesentlichen zwei Eigenschaften, zum einen kontrollieren sie annähernd 40% der wirtschaftlichen Werte aller multinationalen Konzerne in der Welt “über ein kompliziertes Netz von Eigentumsbeziehungen” und haben andererseits die “fast volle Kontrolle über sich selbst”.[6] Bemerkenswert ist, dass es sich bei den oberen ¾ des engmaschig verwobenen Kerns der 147 fast ausnahmslos um Banken und Finanzdienstleister handelt. An dieser Stelle darf nicht unerwähnt bleiben, dass das Transportmedium der Kapitalströme und der sie begleitenden Informationen das Internet ist.

Der Konzentration der Informationsmacht des Fünfer-Oligopols und der Sammelmacht der Geheimdienste der Nationalstaaten tritt also ein drittes Strukturelement des Netzes an die Seite, das allerdings schon längst und in aller Stille stattgefunden hat, die weltweite Konzentration des Kapitals.

Auf Platz 34 der Liste der 147 findet sich die Lehman Brothers Holdings Inc. Die Studie ist von 2011, basierend auf Datenmaterial aus 2007, ergo ist die Lehman Gruppe noch darin enthalten. Wir wissen alle, was passiert ist. Jenseits aller politischen oder gar moralischen Fragen tritt nun eine weitere Eigenschaft einer solch engmaschigen Konzentration zu Tage, und dabei handelt es sich um reine Stabilitätskriterien. Eine solch engmaschige Vernetzung ist nicht sicher vor Domino-Effekten, wenn einer der “Kapital-Netzwerk-Knoten” in Schwierigkeiten gerät. Als die Staaten um Hilfe gerufen wurden, haben letztlich die kleinen Steuerzahler geblutet, weltweit. Absicht?

Wie dem auch sei, festzuhalten bleibt, dass hinter den vordergründig in den Medien diskutierten Netzphänomenen ein Krieg der Verteilung von Macht- und Einflussfaktoren untereinander und zwischen Staaten und Unternehmen in vollem Gange ist.

Und die Personen und Akteure dieser Welt bleiben bevorzugt unter sich. Zu beklagen ist, dass wir über diese transnationale Gruppe von Leuten nur sehr wenig wissen, denn diese hat kein Interesse daran, dass über sie eine Soziologie geschrieben wird.[7]

Eine Aufgabe netzpolitischer Akteure und opinion-leader wie beispielsweise der sog. Netzgemeinde (netzpolitik.org [8]), weiterer NGOs, also Nichtregierungsorganisationen, und auch der Piratenpartei kann es daher nur sein, dies transparent zu machen und den Diskurs darüber möglichst geschlossen in die Gesellschaft zu tragen. Und dazu reicht es nicht aus, die Diskussion auch wirtschaftspolitischer Fragestellungen vorwiegend Anderen zu überlassen. Netzpolitik ist vor allem auch Wirtschafts- und Finanzpolitik.

Vor dem Hintergrund der Kapitalknoten der Liste der 147 erscheinen auch die weltweiten Debatten um Freihandels- und Investitionsschutzabkommen wie um das US-europäische TTIP in einem neuen, jetzt erweiterten Licht. Die Freihandelsabkommen dienen offensichtlich der Zementierung einer transnationalen Macht eben jener Kapitalknoten, die nun in die Lage versetzt werden sollen, nicht demokratisch abgestimmtes übernationales Recht ins Werk zu setzen.

Dabei sind zwei Strategien schon jetzt zu erkennen, zum Ersten sollen bereits umgesetzte nationale Gesetze über Schiedsgerichte unter der Forderung des Investitionsschutzes angegriffen und ausgehebelt werden, zum Zweiten wird gerade das TTIP-Abkommen „themenübergreifende Disziplinen zur“ sogenannten „regulatorischen Kohärenz und Transparenz enthalten …“.[9] Diese verfolgen das Ziel, schon im Vorfeld neuer Gesetzgebungsverfahren in den Vertragsnationen „effiziente, kostenwirksame und besser kompatible Regelungen für den Waren- und Dienstleistungsbereich zu entwickeln und umzusetzen einschließlich frühzeitiger Konsultationen zu wichtigen Regelungen …“.

Das ist praktizierte Lobbykratie transnationaler Konzerne, die – ähnlich dem Muster der in Deutschland massiv Politik treibenden Bertelsmann-Stiftung – aktiven Einfluss auf demokratische Gesetzgebungsvorhaben nimmt und dabei jegliches demokratisch verabschiedetes Gestaltungsrecht eines gewählten Parlaments aushebelt und unterhöhlt. Die Parlamente verkommen dabei völlig zu Theaterveranstaltungen, die der Öffentlichkeit einen Anschein praktizierter Demokratie vermitteln sollen. Die wirklichen Entscheidungen fallen woanders.

Diesen zentralen Angriff auf unsere Demokratien auf breiter Front in die Gesellschaft zu tragen und dort ein Problembewusstsein hervorzurufen und zu fördern, ist ebenfalls Aufgabe der netzpolitischen opinion-leader.

Totalitär technokratische Weltzivilisation ODER demokratisch technische Weltzivilisation – das sind die aktuellen Schilder an der Weggabelung.

Joachim Paul
(Das übliche “Viel Spaß” erspare ich mir hier.)

Auszug aus einem internen Papier für die Piratenpartei – aktualisiert und ergänzt am 18.08.2014

Quellen

[1] http://de.wikipedia.org/wiki/Kollisionsdomänezurück zum Text
[2] Goldammer, Eberhard von, und Paul, Joachim; Autonomie in Biologie und Technik – Kognitive Netzwerke – Artificial Life – Robotik; in: Selbstorganisation – Jahrbuch für Komplexität in Natur – , Sozial – und Geisteswissenschaften, Bd. 6 : “Realitäten und Rationalitäten”; hg: Ziemke, Axel und Kaehr, Rudolf; Berlin 1995, S. 277-298; online: http://www.vordenker.de/autonomie/autonomie.pdfzurück zum Text
[3] Es gilt das Unbestimmbarkeitsprinzip nach Arthur Gill, der zeigte, dass es funktionale Organisationen solcher finiter Automaten gibt, die prinzipiell nicht durch eine endliche Versuchsfolge erschlossen werden können. In: Gill, Arthur; Introduction to the Theory of Finite-State-Machines, New York 1962zurück zum Text
[4] Vitali, Stefania; Glattfelder, James B.; Battiston, Stefano; The Network of Global Corporate Control; Zürich 2011; online: http://arxiv.org/PS_cache/arxiv/pdf/1107/1107.5728v2.pdfzurück zum Text
[5] Schall, Lars; Die Gruppe der 147; Fussnote i; online: http://www.larsschall.com/2011/10/28/die-gruppe-der-147/zurück zum Text
[6] Vitali et al; Übersetzung Lars Schallzurück zum Text
[7] Krysmanski, Hans-Jürgen; 0,1% – Das Imperium der Milliardäre; Frankfurt 2012zurück zum Text
[8] Netzpolitik.org – https://netzpolitik.org/zurück zum Text
[9] Leak des deutschsprachigen TTIP-Mandats – http://www.ttip-leak.eu/de/ii-regulierungsfragen-und-nichttarifaere-handelshemmnisse/regulatorische-kohaerenz.htmlzurück zum Text